Gott mit uns

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Nicht: gegen andere

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Nicht: gegen andere

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Die letzte Zeit vor dem Fest im Zeichen des Sterns von Betlehem war heuer auch vom Halbmond geprägt. EU-Europa diskutierte über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Die stark mit Mulmigkeit durchmischte Stimmung dieser Diskussion hat nicht nur mit den nicht leicht abschätzbaren ökonomischen, sozialen und geopolitischen Konsequenzen der erfolgten Weichenstellung für die Staaten und die Gemeinschaft der EU zu tun. Es geht um den Schritt über eine Kulturgrenze einerseits und um die Öffnung einer Tür an der Grenze Europas, und nicht nur wie bisher um das Öffnen von Türen innerhalb Europas. Was wird aus der Kernidentität Europas werden ? Und was aus dem - schon lange vor den EU-Erweiterungsdiskussionen müde gewordenen - europäischen Christentum und aus dessen Kirchen?

Diese Frage führt aber wieder zurück zum Stern von Betlehem. In der Botschaft der Heiligen Nacht liegt die ganze Kraft des Christentums: "Immanuel: Gott mit uns". Aber eben nicht: Gott auf unserer Seite gegen andere, wie so oft in der Geschichte Europas. Die Heilige Nacht sagt: Gott ist Mensch geworden. Gott mit dem Menschen. Das Christentum und seine Kirchen werden nur auf der Seite des Menschen stark sein. Nicht durch Identitätseinmauerungen, EU-Schutzbestimmungen oder kulturkämpferische Muskelspiele. Auf der Seite des Menschen: ein Verweis auf gemeinsame Sozialwort der Kirchen wird da nicht genügen. Das Weihnachtsevangelium kritisiert auch seine Verkünder. Aus Angst um Strukturen und Macht können die Kirchen an Weihnachten so vorbei leben wie das gerne kritisierte Weihnachtsgeschäft und die Advent-Event-Gesellschaft. Weihnachten ist nicht Gründungsjahrestag eines Cateringservice für "Spirituelles und Kulturelles", sondern eine Nachricht: Gott mit dem Menschen. Und ein Ruf dorthin, wo er schon ist.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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