Islam à la Schimmel

Werbung
Werbung
Werbung

Zwei Gesprächsbände mit Annemarie Schimmel, der Grande Dame der Islamwissenschaft, stellen eine exzeptionelle und faszinierende Persönlichkeit vor.

Gleich zwei Gesprächsbände mit Annemarie Schimmel sind im Gefolge des 80. Geburtstages der Grande Dame der Islamwissenschaft erschienen. Interviews in Buchlänge sind nicht immer die Lektüre erster Wahl. Doch beide Bände zeigen: Annemarie Schimmel ist auch in dieser - kurzweiligen wie informativen - literarischen Form Anwältin eines recht verstandenen Dialogs mit dem Islam, dessen Welt für die meisten Europäer immer noch fremd ist.

Die Grundlinien des Schimmelschen Zugangs zum Islam und ihre mitunter atemberaubende Lebensgeschichte - 1941, mit 19, Promotion in Berlin, mit 24 Professorin für Orientalistik in Mar-burg, acht Jahre später, 1954, Professorin für Religionsgeschichte an der Islamisch-Theologischen Fakultät in Ankara, später 26 Jahre in Harvard; heute lebt Schimmel in Bonn. Über all diese Zeiten erzählt die Schimmel: Wie unglaublich ihr Wissen, ihr Mitfühlen und ihre Sprachkenntnisse sind, können die Leser jedes der beiden Bücher mehr als erahnen. Auch dass ihr Zugang aus ihrem Studium islamischer Texte und aus ihrer Kenntnis der Lebenspraxis - nicht zuletzt in der Türkei und der indomuslimischen Region - resultiert, ergibt sich aus den aufgezeichneten Gesprächen. So vermittelt Schimmel eine vergleichsweise unpolitische Sicht des Islam; beide Bücher sparen Fragen zu dieser Dimension aber keineswegs aus.

Den einen Gesprächsband, "Spiegelungen des Islam", hat die Schweizer Journalistin und furche-Autorin Felizitas von Schönborn gestaltet. Schönborn nähert sich Schimmel als einfühlsame Fragerin; sie stellt dem 170-seitigen Gespräch eine Kurzbiografie der Protagonistin voran und lässt den Leser zum Schluss auch einige Gedichte Schimmels kennenlernen.

Das andere Buch, "Auf den Spuren der Muslime", wurde von zwei renommierten Islamwissenschaftlern, Hartmut Bobzin und Navid Kermani, gemacht: Man merkt den Interviewern an, dass sie selbst mit profundem Hintergrund fragen - und der Schimmel auch leise unbequeme Fragen nicht ersparen.

Für welchen Zugang man sich entscheiden mag - für Felizitas von Schönborns empathisches Interview oder für das wissenschaftlich-fundierte (aber keineswegs fade oder unverständliche) Gespräch von Bobzin und Kermani: Der exzeptionellen, faszinierenden Persönlichkeit Annemarie Schimmels werden beide Bücher auf je eigene Weise gerecht.

AUF DEN SPUREN DER MUSLIME Mein Leben zwischen den Kulturen. Von Annemarie Schimmel, Hg.: Hartmut Bobzin und Navid Kermani. Verlag Herder, Freiburg 2002, 192 Seiten, TB, e 10,20

SPIEGELUNGEN DES ISLAM

Annemarie Schimmel im Gespräch mit Felizitas von Schönborn. Edition q, Berlin 2002, 224 Seiten, geb., e 17,30

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung