Kommt post-wahhabitischer Islam?

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Der Wahhabismus ist eine neuzeitliche fundamentalistische Richtung des sunnitischen Islam. Sie ist nach ihrem Gründer Muhammad ibn Abd al-Wahhab (gest. 1792) benannt, der im heutigen Saudi-Arabien gelebt hat. Der Wahhabismus stellt die ideologische Grundlage für den Salafismus dar, der sich weltweit verbreitet hat. Der Wahhabismus ist durch seine extrem exklusivistische Auffassung des Islam gekennzeichnet. Ibn Abd al-Wahhab zählte nur seine Anhänger zu den Muslimen: Muslime, die ihm nicht folgten, galten ihm als Ungläubige, die keineswegs toleriert werden durften, sondern bekämpft werden mussten. Entweder folgten sie ihm, oder sie mussten sterben. Daher verwundert es nicht, dass IS-Anhänger oder die Attentäter von 9/11 sich aus der wahhabitischen Ideologie bedienen. Darin finden sie die Legitimation dafür, Muslime wie Nichtmuslime zu eliminieren.

Den Saudis selbst wurde die Gefahr des Wahhabismus erst in den letzten Jahren durch das Aufkommen des IS bewusst, weil nun das Land selbst vom Terror des IS betroffen ist. Der saudische Kronprinz Mohammed ibn Salman erklärte in einem Interview vor wenigen Tagen, sein Land sei kein wahhabitisches Land mehr. Bislang war der Wahhabismus die Staatsdoktrin Saudi-Arabiens und Hauptquelle für einen stark konservativen Islam, der Frauen benachteiligt, sich der Moderne verschlossen, religiöse Minderheiten stark diskriminiert hat usw. Mit Milliarden Ölgeldern hat Saudi-Arabien diese Variante des Islam erfolgreich in die Welt exportiert, sodass sich auch in Europa nicht nur unter Salafisten, sondern auch unter konservativen Muslimen ein fundamentalistisches Gedankengut ausgebreitet hat. Wird nun ausgerechnet das einst konservativste islamische Land Saudi-Arabien zum Hauptexporteur eines gemäßigten Islam? Vieles deutet zurzeit darauf hin. Es gibt auf jeden Fall Grund zur Hoffnung.

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