Ökumene auf dem Abstellgleis?

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Vom 18. bis zum 25. Jänner begehen die christlichen Kirchen alljährlich die so genannte "Gebetswoche für die Einheit der Christen".

Nun hat bekanntermaßen die ökumenische Bewegung seit etlichen Jahren weithin ihre innere Dynamik, die die Kirchen auf dem Weg zueinander fortschreiten ließ, verloren. Auch die ökumenischen Gebetsgottesdienste würden neuen Schwung und Initiativen brauchen, um in den Gemeinden wieder mehr Zuspruch zu erhalten. Es ist, als ob die Ökumene derzeit auf das Abstellgleis geraten wäre, angefangen von ihren kirchlichen Führungspersönlichkeiten bis hinein in die Gemeinden vor Ort.

Bei der Rückfahrt von der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung in Sibiu im vergangenen September saßen die österreichischen Vertreter und Vertreterinnen fast aller christlichen Kirchen tatsächlich auf dem Abstellgleis außerhalb des Hauptbahnhofs von Budapest fest: Die österreichische Delegation hatte sich aus ökologischen Gründen entschlossen, per Bahn nach Rumänien zu fahren, und erlebte bei der Rückfahrt eine fünfstündige Verspätung. Das war verständlicherweise für alle unangenehm und ärgerlich. Im Nachhinein aber erwies sich diese unfreiwillige Wartezeit auf dem Abstellgleis als durchaus produktiv. Nicht bloß, dass sich die ÖBB mit Reisegutscheinen revanchierten, die wiederum ökumenischen Projekten zugute kommen werden, sondern es zwang auch die festsitzenden Kirchenleute nach anfänglichem gemeinsamem Ärger zum intensiven Gespräch über anstehende Themen.

Ob diese Erfahrung nicht auch für die ökumenische Bewegung im Großen genutzt werden könnte? Freilich braucht es dafür ein Eingeständnis der festgefahrenen Situation, das Aufspüren verborgener Chancen und nicht zuletzt eine gute Portion Humor.

Die Autorin ist evangelische Oberkirchenrätin A.B.

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