Rom ins Stammbuch geschrieben

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Für Abt Joachim Angerer steht fest: Kurt Krenn war nötig, um das Kirchenvolk wieder auf den Weg des Konzils zu führen.

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Für Abt Joachim Angerer steht fest: Kurt Krenn war nötig, um das Kirchenvolk wieder auf den Weg des Konzils zu führen.

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Die Zeit nach Kurt Krenn wird in Österreichs Kirche anbrechen, ja sie ist schon da. So lautet zumindestens die These, die der Abt des Prämonstratenserstiftes Geras, Joachim Angerer, in seinem soeben erschienenen Buch "Österreich nach Krenn & Co" mit Vehemenz vertritt. "Gefahr droht dort, wo in Einzelfällen verabsolutiert, fundamentiert und zementiert wird", schreibt Angerer, und: "Wenn sich das gar noch paart mit Fanatismus, dann muß heiliger Zorn her, damit uns dieser weiterhelfe". Eine kräftige Portion Zorn findet sich denn auch im Buch des Abtes, begleitet von der Befürchtung, daß er mit seiner Anklage mißverstanden wird.

Angerer schildert die Beschimpfungen, denen er ausgesetzt war, seit er sich mit seinem Diözesanbischof im Clinch befindet: Beleidigungen, Verleumdungen, Veruntreuungsvorwürfe, Versuche, "in rechtslastigen Blättern einen Zölibatären ins Zwielicht zu stellen". Besonders wurmt den Abt, daß der Rufmord jetzt aus den eigenen Reihen kommt und nicht nur mehr aufgrund weltlicher Belange (Jagdzusammenlegungen und ähnlichem), die im Arbeitsbereich eines Klosteroberen stehen, erfolgt.

Dabei präsentiert sich Joachim Angerer als ein bekennender "Römer". In Rom hat er, zur selben Zeit, aber nicht am selben Ort wie Kurt Krenn, studiert und die Aufbruchszeit vor dem Konzil miterlebt. Dort hat er gelernt, "groß von Gott zu denken, je größer umso besser". Angerer verteidigt Rom, gegen die Umarmung durch Bischof Krenn und deutet immer wieder an, daß der Papst nie richtig über die Ereignisse in Österreich - im Fall Groer zum Beispiel - unterrichtet worden war. Dem Nuntius wirft Angerer vor, seiner Rolle als Bote nicht gerecht geworden zu sein. Bei "dem Mann, der als einer der Jüngsten zum Kardinal" gekürt wurde, vermißt er die Zivilcourage. Wirft er ihnen das wirklich vor? Kurz darauf sind nämlich wieder Relativierungen zu lesen.

An diesem Beispiel zeigt sich eine Schwäche des Buches. Angerer setzt immer wieder an, die Ursachen und Verursacher der Kirchenkrise rund um den beabsichtigten und teilweise vollzogenen Kurswechsel in der katholischen Kirche in Österreich an den Pranger zu stellen, bleibt letztlich aber im Unklaren und in Andeutungen hängen. So ist das "& Co" des Titels im Buch selber nur sehr schwer greifbar. Den Hauptgrund, daß es soweit kommen konnte, sieht Angerer im "unverdauten Konzil", dessen Umsetzung bis jetzt noch aussteht.

Es habe einer "Geißel Gottes" bedurft, um das Volk Gottes voranzubringen. Krenn hinterläßt nach dieser Deutung zwar viele Wunden, brachte aber letztlich einen mächtigen Impuls. Dieser Optimismus ist dem Autor auf 200 Seiten nicht zu nehmen. Eine überzeugende Begründung dafür bleibt er allerdings auf ebensovielen Seiten schuldig.

Österreich nach Krenn & Co.Wege in die Zukunft der katholischen Kirche.

Von Joachim F. Angerer. Molden Verlag, Wien 2000. 200 Seiten, geb.; öS 298,-/e 21,66

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