"Therapeut" mit brauner Aura

Werbung
Werbung
Werbung

Bert Hellingers Bücher sind voll mit Sätzen, die unschwer als NS-Verharmlosungen zu interpretieren sind. Eine kleine Auswahl.

Für die einen ist er ein allwissender Meister. Für die anderen ein autoritärer Psycho-Guru, der mit dubiosen Methoden gutes Geld verdient. Nicht wenige betrachten ihn gar als NS-Verharmloser und "Protofaschisten".

Bert Hellinger selbst lässt kaum eine Gelegenheit aus, solche Verdachtsmomente zu erhärten. So vergleicht er etwa in dem Buch "Anerkennen, was ist" (1996) die 68er-Bewegung mit den Nazis: "Nur die Vorzeichen [der Studentenbewegung] sind anders, aber der Eifer, der Zerstörungswille, sagen wir das Anstürmen, die Straßenschlachten unterscheiden sich wenig von denen, die ich bei den Nazis gesehen habe." Ein anderes Beispiel von Hellingers verquerem Geschichtsverständnis findet sich im Buch "Mit der Seele gehen" (2001), wo es heißt: "[Das] jüdische Volk [findet] erst dann seinen Frieden mit sich selbst, mit seinen arabischen Nachbarn und mit der Welt, wenn auch der letzte Jude für Hitler das Totengebet gesprochen hat".

Auch in seinem jüngsten, reichlich obskuren Opus "Gottesgedanken" (Kösel Verlag) sind Sätze mit problematischem Gedankengut reichlich gesät: So teilt Hellinger mit Adolf Hitler den Glauben an eine "Vorsehung": "Wir erfahren die Vorsehung am tiefsten, wenn wir im Einklang sind mit dem Ganzen der Welt, wie sie ist, auch mit unserem Schicksal und unserem Ende, wie sie uns bestimmt sind." Das Schicksal lässt sich laut Richard-Wagner-Fan Hellinger weder beeinflussen noch wenden. "Schicksal, das ist der Schleier, hinter dem sich das Göttliche verbirgt und zugleich erscheint", schreibt er nebulos. Selbst die Götter seien dem Schicksal unterworfen, "das über sie und über ihr Ende bestimmt, zum Beispiel in der Götterdämmerung."

Adolf Hitler hat Hellinger in "Gottesgedanken" sogar ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem er sich direkt an ihn wendet: "Manche betrachten dich als einen Unmenschen, als ob es je jemanden gegeben hätte, den man so nennen darf. Ich schaue auf dich als einen Menschen wie mich: mit Vater und Mutter und einem besonderen Schicksal." Und weiter: "Darf ich dich dann lieben? Muss ich dich vielleicht sogar lieben, weil ich sonst auch mich nicht lieben darf?"

Dass Bert Hellinger zuletzt auch Hitlers "Kleine Reichskanzlei" in Berchtesgaden gekauft hat, passt trefflich ins Bild. DH

BUCHTIPP:

DER WILLE ZUM SCHICKSAL.

Die Heilslehre des Bert Hellinger.

Von Colin Goldner (Hg.). Ueberreuter Verlag, Wien 2003. 303 S., geb., e 23,60.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung