Der Jubel der Großen

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Die Vertreter der Wirtschaft frohlocken: Eine Senkung der Körperschaftssteuer (KöSt) von 34 auf 25 Prozent war mehr, als sich die meisten auch nur erträumt haben. Jetzt sei der Standort Österreich gesichert, Unternehmen würden trotz EU-Erweiterung nicht in die Nachbarländer abwandern, jubelt auch die Regierung. Die Arbeitsplätze seien also gerettet.

Einen kleinen Schönheitsfehler hat dieser "große Wurf", wie Kanzler und Finanzminister unisono ihre Reform nennen, allerdings: Von der Senkung der KöSt profitieren in erster Linie Großunternehmen, von denen es natürlich einige gibt in Österreich. Konzerne wie EVN, Voestalpine und OMV sind die Gewinner der Reform. Und unbestritten sichern diese auch zahlreiche Arbeitsplätze. Vielleicht werden sie nun wegen der geringeren KöSt ihren Standort nicht in ein Niedrigsteuerland verlegen, vielleicht werden sich aus demselben Grund tatsächlich ein paar neue Großbetriebe ansiedeln.

Was der jubilierende Teil der österreichischen Wirtschaft jedoch offenbar vor lauter Freude vergisst zu erwähnen, ist die Tatsache, dass die österreichische Wirtschaft zu 99 Prozent nicht aus Großunternehmen besteht: Von den rund 300.000 Betrieben haben nur 1.400 mehr als 250 Mitarbeiter, aber 261.000 Betriebe haben weniger als zehn Beschäftigte. Fast 65 Prozent aller unselbständig Beschäftigten arbeiten also in Klein- und Mittelbetrieben.

Nicht nur eine geringe KöSt macht einen Standort interessant. Auch die Höhe der Lohnnebenkosten spielt bei der Entscheidung für oder gegen eine Betriebsansiedlung eine Rolle. Eine Senkung dieser Steuern würde aber vor allem diejenigen unterstützen, die für den Großteil der Arbeitsplätze hierzulande verantwortlich sind - und sich eine Abwanderung wegen der angeblich zu hohen KöSt ohnehin nie überlegt haben.

claudia.feiertag@furche.at

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