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Der Mehlpreis — vernachlässigbar

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Bei der Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Förderungen für die Landwirtschaft ist es nicht unangebracht, sich in Erinnerung zu rufen, welche verrückte Entwicklung die Agrar-preise genommen haben.

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Bei der Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Förderungen für die Landwirtschaft ist es nicht unangebracht, sich in Erinnerung zu rufen, welche verrückte Entwicklung die Agrar-preise genommen haben.

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Was sich seit der staatlichen Freigabe des Brotpreises hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Getreide- und Brotpreis immer stärker abgezeichnet hat, ist, seit wir nun bei der EU sind, im Grunde genommen ein Skandal geworden.

In den „Mainzer Thesen für eine nachhaltige und umweltgerechte Landwirtschaft” (herausgegeben vom Landwirtschafts- und Umweltministerium Rheinland-Pfalz, 1994) wird festgestellt, daß in der BRD schon 1990 der Anteil der Landwirtschaft am Preis von Brot und Brotgetreideerzeugnissen nur noch bei 6,9 Prozent gelegen ist. Wir liegen in Österreich nun auch in dieser Nähe.

Zehn Jahre derselbe Preis für Biogetreide

Dieser Prozentsatz steht nun wirklich in keinem Verhältnis mehr zum Brotpreis. Bei einem Gespräch mit einem Bäcker stellte dieser fest, daß die Höhe des Getreide- beziehungsweise Mehlpreises für ihn eigentlich kaum mehr einen nennenswerten Kostenfaktor darstelle. Ein Bäcker, der Biogetreide verwendet, sagte uns, daß er seit zehn Jahren dafür den gleichen Preis zahle. Im Jahre 1994 mußten die Bäcker für das Mehl, das sie zum Brotbacken bezogen, noch neun bis elf Schilling pro Kilo bezahlen. Im Juli 1995 lag der Preis je nach bezogener Menge zwischen 2,80 Schilling (lose für Großabnehmer, niedriger als in der BRD) und 4,50 Schilling (für kleinere Bäcker gesackt).

Vor zwei Jahren, als noch „reguläre österreichische Verhältnisse” herrschten, erhielten die Bauern für das Kilo Getreide rund 3,90 Schilling für Qua-litäts- und 3,30 für Mahlweizen. Jetzt, in diesem Sommer, erhalten die Bauern ... vom Branchenieader RWA per 25. August für das Kilo Getreide vom Feld weg folgende Akonto-Zahlungen: Für Aufmischgetreide... 1,50 Schilling, für Mahlweizen ... 1,45 Schilling und für Roggen 1,30 Schilling. Ob es zu diesen Akonto-Zahlungen noch Nachzahlungen gibt, ist noch offen...

Diesem mit dem EU-Beitritt in den

Keller gefallenen Getreidepreis (aber auch ohne EU-Beitritt wäre eine Reform der Getreidemarktordnung fällig gewesen), steht gegenüber, daß sich deshalb beim Brotpreis eigentlich kaum etwas geändert hat. Wie sich das Preisverhältnis zwischen dem Erzeugerpreis für ein Kilo Roggen und dem Preis für ein Kilo Schwarzbrot entwickelt hat, geht aus der Graphik hervor.

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