#Großer Nachholbedarf beim Monitoring#

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Gert Bachmann ist Assistenzprofessor am Institut Ökologie und Ökosystemforschung der Uni Wien. Im FURCHE-Gespräch berichtet er von den Fortschritten der chinesischen Biolandwirtschaft.

DIE FURCHE: Unter welchen Umweltbedingungen sind Ökolandwirtschaften möglich?

Gert Bachmann: Die Umweltbedingungen, einmal abgesehen davon, dass der Boden nicht von industriellen Rückständen belastet sein darf, sind weniger ausschlaggebend. Öko ist überall dort möglich, wo auch konventionelle Landwirtschaft möglich ist, solange man bereit ist, zumindest in der Umstellungsphase geringere Ernten in Kauf zu nehmen, da die Pflanzen, wenn sie ohne Intensivdüngung artgerecht wachsen, mehr Platz und Bei-Kräuter brauchen, und später geringere Produkthaltbarkeiten hinzunehmen, da die Früchte natürlich am Standort ausreifen und keine Chemie zur Verbesserung der Lagerzeiten infrage kommt. China hat geografisch und klimatisch gesehen keine Standortvorteile. Der Vorteil Chinas liegt wie so oft in den (noch) wesentlich geringeren Lohn- und Lohnnebenkosten. Also letztlich in der Armut der produzierenden Bevölkerung.

DIE FURCHE: Ist China ein für Umweltkatastrophen anfälliges Land und sind derartige Ökodörfer daher ständig bedroht?

Bachmann: China ist für Umweltkatastrophen anfällig, hier besonders für großflächige Kontaminationen, weil Nachholbedarf bei Umweltmonitoring und Kontrolle von Produktionsbetrieben besteht. Die Wiederaufforstungsbestrebungen stehen am Anfang. Anderseits sind die Flächen und die Bevölkerungsdichte so groß, dass dies keinen Begrenzungsfaktor darstellt. Die Ökodörfer sind daher sicher nicht ständig bedroht.

DIE FURCHE: Kann man Chinas Lebensmittelindustrie trauen?

Bachmann: Generell ist Vorsicht angebracht. Die chinesischen Lebensmittelkontrollbehörden sind zurzeit noch im Aufbau und teilweise komplett überfordert, auch Korruption ist im Spiel. Derzeit gibt es kein transparentes Verfahren zur Lebensmittelkontrolle. Die Prüfmechanismen sind nicht ausreichend.

DIE FURCHE: Ist Qualitätssicherung überhaupt möglich ohne Konsumentendemokratie und Medien-/Pressefreiheit?

Bachmann: Das eine hat meiner Ansicht nach mit dem anderen nicht viel zu tun. Sicher sind Konsumentenschutzorganisationen ein Faktor zur Verbesserung, aber Medienfreiheit kann keine staatliche Kontrolle ersetzen oder ermöglichen. Denken sie an die Promotion von Tamiflu und anderen Produkten (Autos, Kernkraft, Kunststoffe #) in Europa trotz bestehender Medienfreiheit.

DIE FURCHE: Sind Ökodörfer in China im Trend?

Bachmann: Ökodörfer sind eindeutig im Trend und eine Hoffnung für die arme Landbevölkerung, aber Öko wird nur einen kleinen Teil der Landwirtschaft ausmachen, so wie bei uns, da nämlich die Lobbys der Intensivagrikultur ähnlich stark sind wie in Europa. Aber China hat ganz sicher Chancen als Exportland für Bioprodukte.

* Das Gespräch führte Nadja Kwapil

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