Krawalle - und sonst nix?

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Bilder von Zerstörungswut, Hass und Radikalität erreichten uns jetzt auch aus Salzburg - so wie zuvor aus Seattle, Davos und Göteborg. Diese Ausschreitungen wurden natürlich zu Recht verurteilt. Viele werden sich allerdings auch darüber geärgert haben, dass durch die Konzentration auf spektakulär-martialische Krawallbilder die Inhalte der großteils friedlichen Kritiker des Weltwirtschaftsforums (WEF) völlig untergingen. Stattdessen wurden völlig falsche Kampfpartner präsentiert: Hier ein brutal agierender Haufen Chaoten, dazu ein paar ängstlich-reaktionäre Naive und Romantiker, die keine Ahnung von der Weltwirtschaft haben. Dort kompetente, vernünftige Spitzenmanager und -politiker, die sich ausschließlich den Kopf darüber zerbrechen, wie sich Wohlstands- und Lebenschancen weltweit verbessern lassen.

Dabei wurde beim Gegengipfel der Globalisierungskritiker viel Kluges und Bedenkenswertes gesagt: vom Klimaschutz angefangen über biologische Landwirtschaft bis hin zur Regulierung der Finanzmärkte. Die Initiatoren des WEF zeigen ja auch immer wieder "volles Verständnis" für diese Kritik. Das Problem ist, dass den Worten der Machtelite immer herzlich wenig Taten folgen. Vordergründig lässt sich heute immer etwas sagen, was dann hintergründig wieder vergessen werden kann. Wie meinte Polens Präsident Aleksander Kwasniewski bei der Er-öffnungssitzung zum Thema Osterweiterung? Man müsse "die Bürger in die Diskussion einbinden und ihnen die Vorteile erklären". Genau das sind die Worte, die in ihrer geölten Glattheit viele Menschen allmählich zornig machen: Das Supersystem Wirtschaft mit dem Primat des Shareholder-Value, das uns derzeit unbändig vorantreibt, bringt zweifellos Chancen und Vorteile. Aber sie zerstört dabei eben auch gewachsene Strukturen - nicht nur in den Unternehmen, sondern auch im privaten Leben. Sie löst Vertrautes, Lokales, Nationales auf und "entsorgt" dabei auch kalt jene Menschen, die sich nicht so schnell auf die neuen Erfolgsschienen stellen lassen.

Diesen Mechanismus zu durchbrechen, darum ging's in Salzburg den Globalisierungskritikern. Aber sie konnten wenig ausrichten gegen eine total auf News- und Sensations-Values abgestellte Medienwelt.

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