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Nach der Bauernbefreiung

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Dem Lehensherm verblieben zu Besitz 10 Hektar, während dem einzelnen Pächter 3—4—5 Hektar zufielen, ein.Mindestmaß, um als selbständiger Landwirt existieren zu können — oder ein Untermindestmaß, wie man sehen wird. Von diesem Rest von 10 Hektar kann der Eigentümer wieder beliebig nach einem bestimmten Satz vermieten; das geschieht auch meistens, weil die . Lehensherrnfamilie ohne Kraft und Neigung für Landarbeit groß geworden ist und das System der gedungenen Knechte und Mägde in der japanischen Landwirtschaft absolut unbekannt ist.

Wie fühlt sich nun heute der kleine Landwirt auf seinem neuen Eigenbesitz? Nicht recht wohl, und er wünscht eine Neuregelung, zwar nicht der Eigentumsbedingungen, sondern der Lebensmittelpreise, die ihm gemäß Staatsgesetz für seine Felderträgnisse gezahlt werden.

Sein Besitz von 3—4 Hektar bringt ihm nämlich jährlich ein:

Zirka 100.000 Yen, wenn er nur Reis baut, was aber kaum jemand tut (einmalige

Ernte); 36.000 Yen, wenn er Weizen baut (erste Ernte im Frühjahr, Anfang Sommer); v 80.000 Yen, wenn er Gemüse baut (zweite Ernte auf dem Weizenfelde); 100.000 bis

130.0 Yen, wenn er Qualitätsgemüse baut (Tomaten, Gurken, Eierpflanzen).

Der Ladenpreis für das Hauptnahrungsmitte Reis im staatlichen Rationierungssystem ist 63 Yen. (360 Yen gleich 1 US- Dollar.) Der Ertrag eines durchschnittlichen Hektars beträgt 55 kg Reis. Bis Mitte 1952 bestand noch das Ablieferungsgebot an den Staat zu gesetzlichen Preisen. So verdient der Landwirt, dessen ganze Familie arbeitet:

Jährlich als Kleinbauer, zirka 50.000 bis

70.0 Yen, während d,er Beamte zirka

140.0 Yen, der Lehrer zirka 108.000 Yen und der Arbeiter zirka 120.000 bis 140.000 Yen verdient, obwohl nur eine Person arbeitet.

Die Landwirtschaft bringt also den Kleinbauern nicht auf einen normalen Lebensstand, der übrigens auch bei den ändern Berufen nur erst als Mindestmaß gelten kann. Der Bauer sucht deshalb nach einen zweiten Verdienst in seiner Familie. Das heißt, einer aus der Familie

(Vater oder erwachsener Sohn) arbeitet in einem ändern Betriebszweig, außer in der Frühjahrs- und Herbstsaison . der Landwirtschaft. In dieser Nebenarbeit stehen:

im Forstbau 7,9% aller Kleinbauern, in Fischerei 5,8%, in Industrie 9,8%, im Handel 13,3%,

im Tagelohn 40,3% (Straßenbau, Ziegelei, Fracht usw.), als Gelegenheitsarbeiter 19,7%,

Dieser Nebenverdienst bedeutet eine ansehnliche Hilfe für die Bauernfämilie, die so auf einen Normalstand kommt. Dabei hat sie den Vorteil, im Reisbau usw. Selbstversorger zu sein und zugleich ein Einkommen in Bargeld zu haben. Da dieses System aber auch Frauen und Kinder und alte Leute zur Feldarbeit verhält, wird tatsächlich verdoppelte Arbeit zur Lösung der Agrarfrage geleistet.

Zwei Faktoren kommen dabei dem Bauern zu Hilfe: die landwirtschaftliche Organisation und ein günstiges Steuersystem. Die landwirtschaftliche Organisation stellt einen freien Verband dar, dem aber faktisch alle Landwirte angeschlossen sind. Jeder zahlt einen einmaligen Beitrag von 1000 Yen,. Dafür bezieht er Düngemittel und die gewöhnlichen landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte zu Fabrikspreisen. Seinen Reis, den er noch nach dem Gesetz abliefern muß, kauft ihm der Verband ab, je nach Schätzung durch den eigenen Verband. Der jeweilige Betrag wird ihm, wenn er wünscht, dortselbst als Spareinlage gutgeschrieben, mit fünfprozentiger Verzinsung, mit 10 Prozent bei langfristigem Darlehen. In meinem Städtchen Tajimi, das 60.000 Einwohner zählt und eine P.orzellanindustrie besitzt, bilden 700 Bauern mit je 1000 Yen Anlagekapital einen solchen Verband, der heute über 1,500.000 Yen Betriebskapital verfügt.

Die Einkommensteuer ist für den Landwirt so geregelt, daß er tatsächlich steuerfrei bleibt. Denn vom Jahreseinkommen sind als steuerfreie Grundsumme50.000 Yen anerkannt, und für jedes Familienmitglied bleiben außerdem 2000 Yen steuerfrei, für Greise und Kinder 3000. Auch die Bodensteuer ist jetzt sehr niedrig: für

1 Hektar 197 Yen heutiger Währung.

Dagegen wird das Einkommen aus dem Nebenberuf versteuert; 1952 zum Beispiel

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