6594099-1952_46_04.jpg
Digital In Arbeit

Die Landreform in Japan

Werbung
Werbung
Werbung

Japan, Gifuken. Tajimi, im Oktober

Ein Gewaltstreich zu sein schien es, als im Oktober 1946, bald nach Kriegsende, das Gesetz der Agrarreform alle Pacht- baüern in Japan mit einem Federstrich zu Grundbesitzern machte. Theoretisch kaufte der Staat alles Ackerland auf und verpflichtete sich, im Laufe von 30 Jahren den bisherigen Besitzern eine entsprechende Abfindungssumme zu zahlen, während die bisherigen Pächter gegen eine Minimalzahlung an ihre Lehensherren zu Eigentümern ihrer Scholle wurden.

Japan versprach sich davon einen zufriedenen Bauernstand, einen Aufschwung der Landwirtschaft von 30 Prozent und die Abwehr einer Revolution, die schon immer das alte Agrarsystem stärker bedroht hatte als die junge Industrie. Ein Nichtkenner der Lage mochte Besorgnis um die Haltung der stark benachteiligten bisherigen Großbauern empfinden. Das Studium der Fräge, wie es möglich war, daß aber doch alles glatt und ruhig verlief, hat die Tatsachen herausgearbeitet, die im folgenden dargestellt werden.

Ein früheres Gesetz aus dem Jahre 1937,

das den Pachtzins im ganzen Lande auf die Hälfte des bisherigen Tarifs herabsetzt, hatte schon den Umschwung psychologisch vorbereitet. Früher hatten sechs Zehntel des Ertrages an Reis dem Grundbesitzer abgeliefert werden müssen, jetzt nur noch drei Zehntel. Die Bodensteuer aber blieb dieselbe. Der Durchschnitt ergab für einenHektar (japanischeGrundparzelle: 1 Tan = 0,9917 Hektar) einen Pacht von 157 Yen, während die Bodensteuer auf 195 Yen verblieb. Damals schon wijr3e Landgroßbesitz als eine Last empfunden, Das Lehenssystem bekam sozusagen seinen Todesstoß. Eine Regelung kam noch etwa daddrch zustande, daß die Pächter außer ihrer Parzelle auch das Land ihres Lehensherrn mitbebauen mußten, das dann für ihn zur vollen kostenlosen Ernte wurde. Das zweite Gesetz 1946 überließ den Pächtern ihr Ackerfeld als Eigentum gegen eine Kaufsumme von 220 Yen pro Hektar Reisland beziehungsweise 130 Yen für Gemüsefelder. (Vergleichshalber: 1946 bezog ein mittlerer Beamter 1800 Yen Monatsgehalt und heute, 1952, zirka 12.000 Yen.)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung