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Die feudale Milliardenmacht

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Die nachfolgenden Darlegungen mögen dem Leser eine Vorstellung von der finanziellen Potenz und der industriellen Macht dieser beiden Konzerne vermitteln.

hat das Aktienkapital seiner Holdinggesellschaft während des Krieges verdoppelt, das heißt auf 240 Millionen' Yen erhöht. Bei diesem Anlaß wurde dem Publikum zum 'erstenmal die Gelegenheit geboten,, sich an der Emission zu beteiligen. Der durch den Krieg bedingte Bedarf an neuem Kapital ging offenbar über die Kraft der Familie Iwasaki hinaus, doch hatte diese bei Kriegsende mit 58,6% die absolute Aktienmehrheit in Händen. Das Gesamtka'pital der Tochtergesellschaften ist im Vergleich zu dem der Holdinggesellschaft um ein Vielfaches größer. Es wurde von „Oriental Economist“ für das Jähr 1943 mit 1472 Millionen Yen angegeben. Wichtigste Tochtergesellschaften waren dabei:

1. die Toyo-Maschinenfabrik, die Man-dschukuo-Mitsubischi-Elektröfabrik, die Taiwan-Schiffswerft,

2. die Mitsubischi-Lagerhausgesellschaft (Aktienkapital 20 Millionen Yen) besitzt Lagerhäuser in allen größeren Hafenstädten sowie in Schanghai,

3. die Mitsubischi-Bergbaugesellschaft (Aktienkapital 203,7 Millionen Yen) verdoppelte im Kriege ihr Aktienkapital. Sie besitzt die drei größten Kohlengruben des Landes (die beiden anderen Gruben gehören der Familie Mitsui), daneben Zinngruben und Kupferbergwerke samt eigenen Hüttenänlagen zum Schmelzen der Erze. . .

Die Mitsubischi-Bergbaugesellschaft hatte Ende 1944 ihrerseits folgende Untergesellschaften:

a) die Mitsubischi-Kohlenverflüssigung,

b) die Mozan-Eisenerzgesellschaft, c) die Korea-Anthrazitgesellschaft, d) die Nip-pon-Aluminiumgesellschaft, e) die Man-dschukuo-Klimmaindustrie, f) die Mitsu-bischi-Treuhandgesellschaf t (Aktienkapital 30 Millionen Yen),' g) die Mitsu-bischi-Grundstückgesellschaft (Aktienkapital 15 Millionen Yen), der die größten Bürohäuser von Tokio gehören, h) die Mitsubischi-Elektromaschinenwerke (Aktienkapital 60 Millionen Yen) und i) die Mitsubischi-Erdölgesellschaft (Aktienkapital 20 Millionen Yen),

4. die Handelsgesellschaft Schöj Kaischa mit einem Aktienkapital von 100 Millionen Yen,

5. die Mitsubischi-Stahlwerke mit einem Aktienkapital von *5Ö Millionen, die in Korea das größte japanische Eisen- und Hüttenwerk errichtet hat.

6. die Nippon-Synthetische-Chemie (Teerprodukte, Kunstfasern usw., Aktienkapital 78,9 Millionen Yen);

7. die Japanische Optische Industrie mit einem Aktienkapital von 50 Millionen Yen.

Die Familie Iwasaki übte ferner entscheidenden Einfluß aus auf die Ashahi Glaswerke, auf die Meiji Lebensversicherung, die Tokio See- und Feuerversicherung, auf die Mltjubischi-See- und Feuerassekuranz, auf die Mitsubischi-Papierfabrik und auf die Wäkämaton-Hafenbaugesellschaft. Wie schon erwähnt, gehörte auch die größte Schiffahrtsgesellschaft des Landes, das ist die Nippon Yusen Kaischa, gleichfalls dem Konzern der Mitsubischi an.

Eine ganz ähnliche Verästelung in einem Vielzahl von Unternehmungen aller Art, wie bei Mitsubischi, bestand auch beim

Sumitomo-Konzern,

dessen weitgehende Ausrichtung auf die Rüstungswirtschaft im Laufe der letzten Jähre für die gesamte japanische Industrie beispielgebend geworden war. Als Dachgesellschaft für alle Konzernbetriebe fungierte die „Sumitomo Honscha“, die bis in die zweite Hälfte des Krieges mit einem Aktienkapital von 150 Millionen Yen ausgestattet war. Ihre Gesamtinvestierungen wurden aber bereits in der Bilanz pro Ende 1941 mit 481 Millionen Yen angegeben. Obwohl nun der Sumitomo-Konzern auf den ersten Blick eine große Ähnlichkeit mit Mitsubischi aufweist, bestand dennoch zwischen den beiden ein erheblicher Unterschied. Die Sumitomo war fast ausschließlich an der Schwerindustrie sowie an der chemischen Industrie interessiert und sie besaß überdies keine Handelsgesellschaft. Der Konzern war zudem organisch aus sich . heraus gewachsen, das heißt ohne den Hinzukauf fremder Aktien und ohne Fusionierungen.

Zu Beginn des Jahres 1942 setzte sich nun der Konzern nach einer Aufstellung des „Oriental Economist“ aus folgenden Tochtergesellschaften zusammen:

1. Sumitomo-Bank (Aktienkapital 75 Mil-: lionen),

2. 'Sumitomo-Treuhandgesellschaft (Aktienkapital 20 Millionen),

.... -j3. Sumitomo-Lebensversicherung (Aktienkapital 1,5 Millionen),

4. Sumitomo-See-Versicherung (Aktienkapital 10 Millionen),

5. Sumitomb-Lagerhausgesellschaft (Aktienkapital 15 Millionen),

6. Sumieomo-Metallindustrie (Aktienkapital 400 Millionen),

7. Sumitomo-Chemische-Industrie (Aktienkapital 80 Millionen),

8. Sumitomo-Aluminium-Hütte (Aktienkapital 20 Millionen),

9. Sumitomo-Mandschukuo-Metallindustrie (Aktienkapital 30 Millionen),

10. Sumitomo-Masehinenfabrik (Aktlenkapital

20 Millionen),

11. Sumitomo-Bergbaugesellschaft (Aktienkapital 50 Millionen),

12. Sumitomo-Baugesellschaft (Aktienkapital 6,5 Millionen),

13. Schikoko-Elektrowerhe' (Aktienkapital 20 Millionen),

14. Osaka-Grund und Boden (Aktienkapital 35 Millionen).

Das Produktionsgebiet des Sumitomo-Konzerns war danach in der Hauptsache auf die Metallverarbeitung und den Bergbau spezialisiert. Eine wichtige Rolle spielte dabei unter anderem die Aufbereitung von Kupfererz aus den seit 300 Jahren im Besitz der Familie Sumitomo befindlichen Kupfergruben. Die Kupferhütte des Konzerns ist, nebenbei bemerkt, die weitaus größte in Japan'. Es werden dort auch Nickelerze, Antimon sowie Gold- und Silbererze verhüttet. Die Sumitomo-Metallindustrie erzeugt weiterhin Kupferblech und sie betreibt daneben auch eine Zinkhütte, ferner ein Aluminiumwerk sowie neben der Produktion weiterer Buntmetalle vor allem auch noch eine modernst ausgestattete Eisenhütte, ein Walzwerk sowie die Erzeugung von Stahlguß und Edelstahl. Die Sumitömo-Chemische-In du s t r i e ist bereits in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg zur Erzeugung aller wehrwichtigen Chemikalien im großen Stile übergegangen. Die Maschinenfabrik des Konzerns — die größte des ganzen Landes — hat sich weitgehend auf den Bau der früher aus dem Ausland eingeführten Werkzeugmaschinen spezialisiert.

So wie die übrigen Großkonzerne hat auch • Sumitomo in den letzten Jähren der Expansion nach den besetzten Gebieten in Südostasien größtes Bemühen gewidmet. Alle Interessen des Sumitomo-Konzerns waren bisher im Gebiet von Osaka-Kobe konzentriert, in dem insgesamt über 4 Millionen Menschen wohnen, die zu einem hohen Prozentsatz mit ihrer Existenz von dem einen Großkonzern abhängig waren. Dadurch allein schon ist die Bedeutung der Sumitomo-Gesellschaft für die Entwicklung dieses wichtigsten Schwerindustriegebietes Japans besonders sinnfällig geworden. Osaka, das rund 3 Millionen Einwohner zählt, ist nun aber nach dem Urteil aller Kenner des Landes die häßlichste Stadt Japans, eine Anhäufung von . Proletarier-quartieren und von riesigen, im amerikanischen Stil gehaltenen Fabriken und Bürohäusern, dabei mit einer Bevölkerung, deren Kraft durch überlänge Arbeitszeit (11—12 Stunden) ausgepumpt ist und die alle Anzeichen rascher Degeneration an sich trägt.

Auf der einen Seite also die höchstmögliche Zusammenballung von Kapital und Macht in der Hand einzelner Familien; auf der anderen zwar ein staunenswerter industrieller und technischer Aufstieg, aber auch alle Nachteile der Entwurzelung breiter von der Provinz in die Stadt verpflanzter Menschenmassen. Solange nun das Gott-Kaisertum des Tenno die allbeherrschende Macht war, der sich alles widerspruchslos unterordnete, konnten trotz der Kluft zwischen Reich und Arm soziale Erschütterungen vermieden werden. Jetzt fällt manche Barriere. Schon vom sozialen Gesichtspunkt verspricht es Vorteile, wenn fortan die alles andere in Schatten stellende Macht der vier großen Familienkonzerne aufhört. Man wird dabei in Kauf zu nehmen haben, daß gewaltige, geschickt aufgebaute Wirtschaftsorganisationen zerschlagen werden, für die man nicht leicht einen Ersatz finden wird. Die Epoche eines durch die besonderen Verhältnisse des Landes begühstigten Überkapitalismus findet jetzt ein gewaltsames Ende.

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