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Plastiksreld erobert die Welt

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Kreditkarten: „Ihre Unterschrift genügt". Eine Kreditkarte ist 85,60mm mal 53,98mm groß und 0,90mm dick, das ist internationaler Standard; sie hat eine Prägung, einen Magnetstreifen und trägt die Unterschrift; die Karte verhilft ihrem Inhaber zu einer Versicherung, zu Gratis-Flugmeilen, zu einem exklusiven Aufenthaltsraum am Flughafen, zu telefonisch bestellbaren Theaterkarten, zu Bargeld. Und er kann seine Rechnungen damit begleichen. Sei es zum Bezahlen einer Flasche Champagner oder eines Strafzettels von Liechtensteins Polizei

Die Kreditkarte kommt aus den USA. Es begann in den zwanziger Jahren. Die erste Universal-Kreditkarte führte Diners Club Inc. 1950 ein. American Express folgte 1958 und brachte 1959 die erste Plastikkarte. Heute, also etwa 40 Jahre später, sind weltweit über eine Milliarde Kreditkarten in Umlauf, wahrscheinlich kann niemand sagen wieviele Billionen ÜS-Dollar mit ihnen umgesetzt werden. Alleine die VISA-Organisation machte 1995 nach eigenen Angaben und alles in allem 800 Milliarden US-Dollar Umsatz. Sie hat 464 Millionen Kunden, 12,5 Millionen Vertragspartner akzeptieren VISA, und 19.000 Banken bieten die VISA Karten an.

Mit Kreditkarten läßt sich ein gutes Geschäft machen. Europay Austria vertreibt die Eurocard in Österreich und bilanzierte 1994 mit 96 Millionen Schilling Reingewinn. „Bis jetzt ein sehr gutes Geschäft, aber die Gewinne werden zurückgehen", sagt Peter Trcka, Geschäftsführer bei Europay. In den USA, wo es in den späten achtziger Jahren noch enorme Wactis-tumsraten gab, stagniert der Markt, und manche Kreditkarten-Firma muß Gewinneinbußen hinnehmen. Europa gilt als Wachstumsmarkt.

Der Kreditkarten-Inhaber zahlt an die Organisation eine Jahresgebühr, die Gebühren sind verschieden hoch, die Leistungen der Organisation unterschiedlich. Die Karten mit Versicherung sind teurer. Der Vertragspartner der Organisation zahlt das Disagio1', wobei das durchschnittliche Disagio 3,5 Prozent des Umsatzes beträgt. Tankstellen, Reisebüros und die Bahn zahlen weniger.

Oft unterschreiben die Konsumenten für mehr als sie sich eigentlich leisten können: „Ihre Unterschrift genügt", verlautet die Werbung. Renate Staufer von der Salzburger Schuldnerberatung macht unter anderem „Entwicklungen auf dem Geldmarkt, wie Bankomat und Kreditkarten," für die Zunahme an Schuldnern verantwortlich.

In den USA steigt die Zahl derer, die die Kreditkarten-Abrechnungen nicht zahlen können.

Betrug ist ebenfalls gang und gäbe: allein die britische Barclays verlor 1995 über 23 Millionen Pfund durch Kreditkarten-Betrug, das sind jedoch um 20 Prozent weniger als 1994. Das heißt: obwohl immer mehr Kreditkarten im Umlauf sind, sinkt die Zahl der Betrugsdelikte: die Kreditkarten-Organisationen sind immer erfolgreicher in ihrer Bemühung um Sicherheit (siehe FURCHE 11/96, S. 16).

Sicherheit ist das Thema rund um die Plasikkarten. Immer mehr Karten-Lesegeräte werden mit der Datenzentrale direkt verbunden sein, andererseits wird der Chip, ein elektronischer Bauteil, den Magnetstreifen ersetzen. Die Kreditkarten-Firmen werden das Cybercash verwirklichen, aber auch beim künftigen Zahlungsmittel im Internet ist Sicherheit das Problem.

Die Organisationen wollen wachsen, in Österreich will man die Anzahl der Kreditkarten verdoppeln, das wären dann etwa zwei Millionen. Das Disagio wird als Folge des verstärkten Wettbewerbs weiter sinken.

1) üisagio: Spanne, um die die Bankgutschriftfür den Kreditkarten-Vertragspartner hinter dem Nennwert eines Kreditkarten-Beleges zurückbleibt

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