Wüstenstürme in Peking

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Ursula Oswald Spring und Hans Günter Brauch über die Ursachen und die Folgen von Desertifikation.

Die Furche: Was verursacht Desertifikation, die fortschreitende Ausweitung der Wüstengebiete?

Ursula Oswald Spring (Umweltministerin a. D., Mexico City): Zuerst einmal ist das Einbringen von Chemikalien in den Boden zu nennen: Kunstdünger, chemische Pflanzenschutzmittel, aber auch Gülle zerstören das Gleichgewicht der Bodenkulturen. Hinzu kommt, dass auch Monokulturen, Überweidung, Abholzung der Wälder, verkürzte Brachezeiten sowie fehlerhafte Bewässerungstechniken Bodenveränderungen bewirken, die zu geringerem Bewuchs und damit zu stärkerer Erosion führen. Natürlich spielt auch die Klimaerwärmung eine Rolle, denn geringe Bodenfeuchtigkeit führt zu brüchigem Boden.

hans Günter Brauch (Klimapolitik-Experte, Berlin): Man spricht entweder von voll- oder semiaridem Klima (lat. aridus: trocken; Anm.), wenn der Niederschlag in einer Region zehn bis zwölf oder sechs bis neun Monate im Jahr kleiner als die mögliche Verdunstung ist. In manchen ariden Gegenden verdunstet bis zu fünf mal mehr Feuchtigkeit, als es später wieder abregnet. Immer weniger Regen führt aber dazu, dass die Erdkruste versalzt und die Mikroorganismen, die für Fruchtbarkeit sorgen, absterben.

Die Furche: Welche Region ist derzeit am stärksten von Desertifikation und den daraus resultierenden Problemen betroffen?

Brauch: Die Sahelzone im Besonderen, aber auch Ägypten, Iran, Irak, Afghanistan und die angrenzenden Staaten haben große Probleme mit der Desertifikation. Während die Bevölkerung wächst, nehmen dort die Ernteerträge drastisch ab.

Spring: Ein großes Problem hat derzeit vor allem China: Die Wüsten breiten sich hier noch schneller aus als anderswo. Durch Peking zum Beispiel wehen immer wieder Staubstürme. Die Menschen werden krank, sie müssen mit Mundschutz herumlaufen, ihr Immunsystem wird angegriffen. Der Sandstaub schadet aber auch der Wirtschaft enorm: technische Geräte, Computer und Maschinen gehen schnell kaputt.

Das Gespräch führte Antje Bultmann.

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