Der Energiepessimismus scheine nunmehr einer gewissen Energienaivität gewichen zu sein, erklärte vor kurzem ein österreichischer Wirtschaftsexperte. Nachdem sich die Katastrophenpanik im Gefolge des arabischen ölboykotts wieder besänftigt hat und seither sehr viel von Erdölüberschüssen die Rede ist, dominiert in weiten Kreisen — bedauerlicherweise auch in denen vieler aktiver Politiker — die Ansicht, das Energieproblem könne mit pathetischen Sparaufrufen, publicityträchtigen Einzelaktionen und marktfremden Tarifgestaltungsvorschlägen gelöst werden.
Der gegenwärtige Generaldirektor der Oesterreichischen Nationalbank und ehemalige Leiter des volkswirtschaftlichen Referats des österreichischen Gewerkschaftsbundes, Heinz Kienzl, hat bereits 1968 darauf hingewiesen, daß der „Verteilungssozialismus“ am Ende seiner Möglichkeiten sei. Dennoch hat die seit 1970 installierte Regierung ge rade den Verteilungssozialismus forciert und damit anfänglich — siehe Nationalratswahlen 1971 — parteipolitische Erfolge erzielt.Inzwischen ist aber das Image des Verteilungssozialismus stark angekratzt worden, da mehr und mehr auch für das breite
Wahltermin bleibe der erste Sonntag im Oktober, versicherte ein jovialer Kanzler in seiner TV-Diskussion mit Schleinzer. Der routinierte Taktiker vergaß aber nicht, hinzuzufügen: „Sofern nichts Unvorhergesehenes eintritt.“ Damit ist der gelernte Österreicher so klug als wie zuvor…
„Wir dürfen uns bei der Frage der Neuordnung des Währungssystems nicht darauf verlassen, daß die Zeit für uns arbeitet. Im Gegenteil: Je länger der derzeitige Schwebezustand andauert, desto mehr Gefahrenstoff für den Welthandel und die allgemeine Kooperationsbereitschaft wird sich ansammeln. Wir alle wissen, welcher Anstrengungen es bedurfte, einmal eingeführte protektionistische oder restriktive Maßnahmen wieder abzubauen.“Diese mahnenden Worte, die der Präsident der österreichischen Nationalbank, Dr. Wolfgang Schmitz, kürzlich bei der Jahrestagung 1971 des Internationalen