Die Zeit ist ein seltsames Ding. Man kann sie haben oder nicht haben, man Jcann sie sparen oder verschwenden, hochschätzen oder totschlagen, nur eines kann man nicht: sagen, was sie ist. Sie ist einer von jenen Begriffen, die wir täglich gebrauchen, ohne sie letzten Endes zu verstehen. Gerade diese Begriffe üben aber die schärfste Tyrannei über die Menschen aus, und sich dieser zu entziehen ist ein Kennzeichen des Weisen.Der Altpensionist Leopold Simmler zählte zwar nicht zu den Weisen, aber er hatte ein besonderes Verhältnis zum Zeitbegriff. Man darf ihn als einen der reizendsten
In einem Amte, das aus Bescheidenheit nicht genannt sein will, war es seit ur-denklichen Zeiten Brauch, daß die Beamten ein wenig zu spät ins Büro kamen und es ein wenig zu früh verließen. Das war eine seit Jahrhunderten geheiligte Sitte, eine Att Naturalrecht, wie Dienstkleidung, Amtswohnung oder freie Bahnfahrt.Aber die gute alte Zeit ging dahin. Die neue Zeit brach herein wie die schwarze Pest. Es tauchte die vermutlich falsch übersetzte ausländische These auf: ,;Zeit ist Geld“, deren Unsinnigkeit jedem klar war, da es zu den Landesüblichkeiten zählte, daß jeder Zeit, aber
Auf Schloß Pleschitz, unweit der polnischen Grenze, hauste Herr von Perkau. Es war ein kleines altes Schloß, in einem großen Park zwischen riesigen Bäumen. Eine uralte Lindenallee führte an einem dunklen Teich vorüber in ein kleines slowakisches Dorf, das nur wenige Häuser zählte. Das Schloß war ehedem ein Kloster gewesen, und die Zeit hatte ihm übel mitgespielt. Der letze Schloßherr mußte sich damit begnügen, da und dort zu flicken und zu bessern, wo es sich gerade am nötigsten erwies.Er war ein alter Mann, schon über sechzig, hatte weder Frau noch Kind und war in seiner
Es war ein feiner Hut, selbstverständlich. Londoner Vorkriegsware, hellgrau, Nummer 58. Das ist ziemlich groß. Aber auch Exzellenz war ein großer Mann gewesen. Die ältere Generation erinnerte sich noch gut an seine herkulische Gestalt und den mächtigen schwarzen Vollbart, welcher der einzige seiner Art im Ministerium gewesen war. Legionen von Beamten hatten vor ihm gezittert, und Zahllose Schicksale hatte sein Mächtspruch entschieden. Das war lange her. Seine Witwe, geborene Pielmann, lebte allein im Cottageviertel. Sie hatte noch entfernte Verwandte, die Familie des Herrn Josef