Unvergleichlich und unvergeßlich ist der Blick vom Leopoldsberg bei Wien hinab auf das Marchfeld, den Wienerwald, die einstige Metropole des vielgestaltigen Reiches, die Kuppeln des unvollendeten österreichischen Eskorials in Klosterneuburg, hinüber nach Preßburg, den Karpaten, der ungarischen Tiefebene. Unvergeßlich: Möge der Blick umfaßt gewesen sein von der zarten Luft eines Frühlingstages oder von der Kühle eines Sommerabends, über den noch der verblichene Sonnenglast lag und der in der leisen Musik des Windes, der den Wienerwald heraufstrich, entschlummerte, oder von der
Kühl ist die Luft im Veitsdom. Die Juli“ hitze, die trotz des Abends noch über dem Hradschin hängt, dringt nicht durch die dicken Mauern. Nur oben bei den Fenstern des Mittelschiffs, bei den Triforien Peter Pjrlers, ahnt man den geballten, aber lautlosen Versuch der Sonnenglut, in den Dom einzudringen. Kaum ein Mensch ist noch im Dom. Dunkel liegt schon der Kapellenkranz rund um den Hochaltar, nur das getriebene Silber am Sarkophag des hl. Johannes von Nepomuk ist wie ein heller Fleck darin. In seiner ganzen Wucht und Breite unterbricht das Grabmal Ferdinands I., das sich der König noch
Man schrieb den 13. März 1939. Eine milde, ruhige Nacht lag über Prag. Es sollte die letzte sein. Nicht nur für die Hauptstadt Böhmens, sondern für Böhmen selbst, und nicht nur für dieses, sondern für ganz Mitteleuropa, ja für ganz Europa. Der Tag „X“, der Tag an dem alle Hoffnungen auf den Frieden in Europa sich als die große Illusion erweisen sollten, war gekommen. Die Tragödie begann abzurollen.Am 10. März traf in Prag die Nachricht eines Dresdner Agenten ein, daß Hitler am 15. Böhmen und Mähren besetzen wolle. Trotzdem er erst in „München“ sich bereit erklärt
Es ist Sonntagmorgen. Eigentlidi noch Sonntag nachts, denn noch wölbt sich das Dunkel der Nacht über die Dächer der Stadt. Ein paar Lampen werfen einen grellen Schein auf das Czernin-Palais. Groß und erdrückend liegt der Komplex des Palastes da. Drei Stock hoch, das Untergeschoß aus massiven Quadern; dreißig sch were faulen unterteilen die breite Fassade. Jan Czemin von Chudenice ließ sich diesen Palast durch den Italiener Francesco Caratti erbauen, ließ sich ihn erbauen einige Jahrzehnte nachdem die Macht der Stände in der Schlacht am Weißen Berg vernichtet und sein Verwandter