Am Montag, den 3. September 1945, gab der russische Kommandant Major Kapelkin ein Abschiedsbankett im „Meissl“ auf dem Heumarkt. Alle meine Mitarbeiter waren eingeladen, es ging hoch her, man tanzte russische Tänze, das Lieblingslied des Kommandanten wurde unzählige Male gesungen. Damit war die Tätigkeit der russischen Besatzungsmacht im dritten Bezirk beendet. Kapelkin wurde Kommandant des vierten Bezirkes, wo ich noch einige Male bei ihm intervenierte. Zuletzt traf ich ihn, als er Kommandant von Klosterneuburg war, um über Ersuchen des Klosterneuburger Abtes Alipius Linda die
Aus dem Tagebuch eines Wiener „Bezirksbürgermeisters“ (IV)Am 30. Juni flog die Marokkanerkaserne in die Luft. Ohne daß ich davon gewußt hatte, befanden sich dort noch große Munitionsvorräte, die durch Unvorsichtigkeit von Plünderern zur Explosion gebracht wurden. Der russische Kommandant vermutete sofort ein Komplott der Faschisten und berief mich mit meinen Polizeifunktionären zu sich. So zornig hatte ich ihn noch niemals gesehen. Zuerst wollte er die Polizisten erschießen lassen und sämtliche Zivilisten, die man nach der Explosion, als sie erschreckt auf die Straße gelaufen
Sonntag, 6. Mai: Heftiger Geschützdonner in aller Früh: Die SS hat sich am Bisamberg verschanzt und die Kämpfe ziehen sich bis Tulln hinauf. Um 7 Uhr früh kommt, als ob nichts geschehen wäre, mein alter Friseur S. zu mir, um mir die Haare zu schneiden.7. Mai: Ich bekomme als erster im Bezirk mein Wohnungstelephon wieder angeschlossen. Auch im Büro habe ich eines. Zum erstenmal fahre ich an meine frühere Dienststelle ins Allianzgebäude, wo ich freudig begrüßt werde, dann ins Sozialministerium zu Staatssekretär Böhm. Später, im Amt, erwartet mich die Wirtin vom „Roten Hahn“, man
Gegen Ende der ersten Woche nach dem Einmarsch der Roten Armee trug sich ein Ereignis zu, das für den ganzen Bezirk unabsehbare Auswirkungen zur Folge gehabt hätte:Während am Donaukanal noch gekämpft wurde, erschoß ein junger Bursch — ein „Werwolf“ — in einem Haus in der Kegelgasse einen russischen Offizier. Wer die drakonischen Methoden kannte, mit der in diesen Tagen schon der bloße Besitz eines Parteiabzeichens oder einer Wehrmachtsuniform geahndet wurde, kann ermessen, daß die Vernichtung des ganzen Weißgerberviertels, die der Kommandant ins Auge gefaßt hatte, die
Am Samstag, den 14. April 1945, um 9 Uhr vormittags, wurde ich in den Räumen der ehemaligen englischen Botschaft in der Metternichgasse, wo später die Außenhandelskommission den österreichischen Außenhandel zu lenken bemüht war, vom Ortskommandanten der Roten Armee, damals noch Hauptmann Kapelkin, zum Bürgermeister für den 3. Bezirk in Wien ernannt. Wie ich zu dieser verantwortungsvollen Stellung kam, sei kurz geschildert: Oberst Steppan, ehemaliger Offizier der alten österreichischen Armee, der auch im zweiten Weltkrieg in der Deutschen Wehrmacht gedient hatte, war mit der
Mit BGB'l. Nr. 5 vom 31. Jänner 1949 ist das Bundesgesetz, durch das die Haftung des Bundes, der Länder, der Bezirke, der Gemeinden und sonstigen Körperschaften des öffentlichen Rechtes für den in Vollziehung der Gesetze zugefügten Schaden geregelt wird, das „Amtshaftungsgesetz“, verlautbart worden. Es ist bestimmt, den Ersatzanspruch des Geschädigten und den Rückersatzanspruch des Rechtsträgers zu regeln.Das Gesetz verfügt dementsprechend über die Haftung der Rechtsträger des Staates, der Gemeinden, öffentlichen Körperschaften usw. für den Schaden, den ihre Organe in