Ernst Krenek empfing mich, den damals Zwanzigjährigen, mit einer distanzierten Liebenswürdigkeit, wie man sie Gleichrangigen entgegenbringt, und die mich daher nicht wenig verwirrte. Zugleich aber bauten vollendete Umgangsformen, die hinter einer sozusagen aristokratischen Berührungsscheu fühlbar wurden, alle Brücken und erleichterten mir meinen Auftritt vollends. In das sehr helle, sehr übersichtliche Arbeitszimmer seines Heimes, draußen, zwischen Lainzerstraße und Hietzinger Hauptstraße, flutete an jenem Märztag des Jahres 1935 das huschende Licht des Vorfrühlingstages mit seinen
Uber der Kurstadt liegt sommerliche Mittagssonne. Aus- gestorben sind StraBen und Platze, in artistischer Zwecklosigkeit klingelt die leere StraBenbahn durch die Allee, an der Ecke warten lange Kolonnen verschlafener Taxis. Die schlechtver- hullte Ruinenhaftigkeit dieser gewaltigen Anlagen wirkt unter dem unbekiimmert erbarmungslpsen Sonnenglast doppelt be- driickend, und mit jahem Schreckeri denkt man an legendarische Berichte von verodeten Stadten der spatromischen Zeit, die, von ihren Bewohnern vetlassen, einem stillen und schleichenden Zer- fall geweiht gewesen seien.In einem Hotel der
Wenn es geschneit hat, wird der Sonntag zum Bußtag des Großstädters. Jeder Bewohner der Stadt, unbeschadet seines Alters und Geschlechtes, der daran teilnehmen will, hüllt sich in ein grobes, hartes Gewand — es entspricht durch--aüf, dgtfteTtmeri'fceP der Übung!3 daß Site0 Glstehl^werden. Mann und Weib, Greis und Kind verschwinden in einer Einheitskluft, die alles streng umschließt. Die Schuhe sind zentnerschwer und wohl geeignet, nicht nur ihre Träger alle Sünden abbüßen zu lassen, sondern auch die, denen jene auf die unschuldigen Füße treten. Die Hände werden durch
MotivIch reise aus, meine Heimat zu entdecken.So ist's mit uns: Unglaube gegen uns selbst ist zutiefst in uns verwurzelt, was andern selbstverständlich, ist uns Problem: ob wir daheim sind, wo wir geboren.Zusammengebraut aus verschiedenstem Blut, mit vielem begabt, doch mit Zweifel zumeist, irren wir hin und her, suchend uns selbst und die Heimat und kennen am Ende fast alles, nur nicht das Land, dem wir gehören.So reis' ich aus der Stadt, in die Berge, die in mein Fenster schauen und den Horizont unserer Tage freundlich umschließen, neugierig, ob ich's finde: mein