Für einen besorgten Schriftsteller, der die Vorgänge unserer Zeit verfolgt, liegt es nahe, den seelisch trägen Menschen der „westlichen“ Zivilisation zu zeigen, wohin die Reise ginge, wenn man alles einfach laufen ließe, etwa im Vertrauen auf bisherige Fortschritte oder im Vertrauen darauf, daß das Rechte und Gute aus demokratischen Institutionen von selbst hervorgehen, oder daß — weil wir uns einigermaßen wohlfühlen, wenn wir die Augen schließen — man darauf vertrauen könne, das Pendel werde sich schon von selbst beizeiten in eine andere Richtung bewegen.Dem
Es gibt Bücher, deren Titel schon aufhorchen läßt, weil er auf wesentliche Fragen unseres politischen und kulturellen Lebens hinweist. „Der selbständige und der betreute Mensch“ nennt Helmut Schelsky eine jüngst veröffentlichte Sammlung von Artikeln und Vorträgen. Sie zeigen ein starkes politisches Engagement und sind zum Teil an sehr konkrete Adressen gerichtet. Wir werden uns aber hier nur mit den Grundfragen befassen, mit denen Schelsky den Rahmen seiner Überlegungen absteckt.
Zwei Probleme tauchen bei der wissenschaftlichen Behandlung des sozialwirtschaftlichen Lebens immer wieder unbewältigt auf: das Problem Theorie und Geschichte und das Problem Wirklichkeit und Wert. In dem einen wie in dem anderen geht es im Grunde um die Frage, in welcher Weise die volle Wirklichkeit des Gegenstandes umfaßt werden könnte und zugleich um die theoretische Frage, was denn im Ablauf der Wirtschaft aller Zeiten und Kulturen das Bleibende ist, das die Methode bestimmen muß. Ganz einfach sind diese Fragen nicht zu behandeln und nicht zu bewältigen. Immerhin aber, so man den
Auf einer Pressekonferenz, die am 25. Jänner in der Wiener Universität stattgefunden hat, wurde ein Buch des „Institutes für Friedensforschung" an der katholischen theologischen Fakultät vorgestellt. Überdies wurde die Gründung eines „Universitätszentrunis für Friedensforschung" bekanntgegeben. Da der Schreiber dieser Zeilen Mitautor des genannten Buches ist, sei ihm gestattet, einige Überlegungen über den gesamten Fragenkreis einer wissenschaftlichen „Friedensforschung" anzustellen, die sich ihm bei der Pressekonferenz geradezu aufdrängten. Es ist ja selbstverständlich, daß ein neuer wissenschaftlicher Aspekt noch manche Unklarheit mit sich bringt und manche persönliche Meinungsverschiedenheit zu klären sein werden.
Die 25 Jahre, die seit dem Erscheinen der Sozialenzyklika Pius XI. verflossen sind, haben uns mit ihrer gewaltigen geschichtlichen Dynamik vielfach vor ganz neue Situationen gestellt. Es ist berechtigt, heute die Frage zu stellen, was, Quadagesimo Anno unserer Zeit und ihren Nöten zu sagen hat. Der Zerfall von Formen, das Fraglichwerden von Inhalten und der Zusammenbruch des Fortschrittglaubens sind die Situation, aus der wir heute zu handeln und zu entscheiden berufen sind, und das neue geistige und strukturelle Werden, das wir ahnen, das sich aber unseren Blicken und weithin auch unserem