Im Buche Joel ist die eindr ingliche Vision zu lesen: „Danach werde ich ausgießen meinen Geist über alles Fleisch“ (Joel 3,1). Nach der Überlieferung der Apostelgeschichte hat diese Vision zumindest in den charismatischen Anfangen der Kirche ein wenig Gestalt angenommen (Apg. 2,17), aber die Geschichte des Christentums hat uns gelehrt, die Kluft zwischen theologischen Träumen und der Realität tapfer und demütig zu ertragen. Auch Christentum und Kirche sind an die Unzulänglichkeit menschlicher Gestaltunggebunden, die Existenz von Sünde und Versagen braucht nicht bewiesen zu werden,
Was sagt der Salzburger Katholik und Wissenschaftler Fritz Schweiger, vielen durch seine Festspielhausrede beim Papstbesuch bekannt, zum neuen Erzbischof?
„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ (Mt 28,20) verheißt Jesus Christus seinen Jüngern. Doch hat man dieser Botschaft in der Kirche wirklich Glauben geschenkt? Ängstlichkeit und Sorge begleiten die Kirche auch heute. Es gelingt nicht so recht, unsere Mitmenschen von der frohen Botschaft des Apostels Paulus („Zur Freiheit hat Christus uns befreit“, Gal 5,1) zu überzeugen. Dabei hat die Geschichte schon oft gezeigt, daß Widerstände gegen das hereinbrechende Neue wohl auch aus gut gemeinter Sorge vorgebracht wurden, aber letztlich die Zeichen der Zeit nicht
Hoffnung auf eine neue Zukunft schließt ein, Gegenwart und Vergangenheit kritisch zu betrachten, zu überlegen, wo Änderungen nötig erscheinen, auf Versäumtes und Vernachlässigtes hinzuweisen. Darum muß dieser Beitrag notgedrungen unbequem sein, wird zu Kritik und zu Widerspruch herausfordem. Dankbar will ich anmerken, daß Univ.-Prof. DDr. Wolfgang Beilner, Professor für Bibelwissenschaft des Neuen Testamentes, in seiner als Manuskript veröffentlichten Inaugurationsrede geschrieben hat: „Man muß miteinander noch tatsächlich reden können, und man muß über alles reden können…