Nervöse Spannung lag über dem Haus, bevor Giuseppe Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“ neuinszeniert in der Deutschen Oper Berlin über die Bühne ging. Doch nicht wie sonst vor einer großen Premiere in erwartungsvoller Neugierde und Vorfreude. Eingeweihte hatten ausgeplaudert, zu welch heftigem Protest und lautstarkem Gelächter die Inszenierung auf der Generalprobe herausgefordert hatte. Der Premiere drohte ein Debakel. Die Verantwortlichen mußten eiligst handeln, um es zu verhüten. Es wurde korrigiert, revidiert, amputiert, die gröbsten Schwächen der Inszenierung ausgemerzt, ganze Szenen (3. Aktflnale „Kapuzinerpredigt“, „Rataplanchor“) gestrichen, andere neu gestellt. Die bange Frage blieb: genügten diese Manipulationen, den Premierenabend zu retten?
Nicht allein als Drama der unterschwellig gärenden Auseinandersetzungen zwischen Adel und Volkspartei, zwischen Patriziern und Plebejern, als Kampf um Macht für die Freiheit des Volkes zwischen Unterdrückern und Unterdrückten, sondern als menschliches Drama der Leidenschaften und ungezügelten Emotionen, in dem die Spannung der actio aus Eifersucht und Haß, aus Sehnsüchten und Hoffnungen erwächst, hat Gustav Rudolf S e 11 n e r, der Hausherr der Deutschen Oper Berlin, Giuseppe Verdis „Simone Boccanegra“ als Neueinstudierung inszeniert: Eine Oper, die erste Sänger und Darsteller erfordert. Die kontinuierliche Aufbauarbeit an einem Ensemble von Spitzenkräften ließ diese Neuinszenierung zu einem Fest der Stimmen, des Musikalischen überhaupt werden.
Das große Ereignis der Berliner Festwochen — künstlerisch und gesellschaftlich — bildete die seit Wochen mit Spannung erwartete Uraufführung der Oper „Odysseus“ von Luigi Dallapiccola. Das im Auftrag der Deutschen Oper geschriebene Werk hat auf das Premieren- und Fachweltpublikum einen bedeutenden Eindruck gemacht.Dallapiccola hat das Textbuch selbst geschrieben. Schon seit seiner frühesten Jugend hat ihn der Odysseus-Stoff gefessel . Es war ein Bemühen, der Gestalt des Odysseus ine menschliche Form zu geben. Er eieht den legendären Helden als „bildhafte Entsprechung des
Strawinskys einzige Oper, „The Rake's Progress“, kam (nach Kassel, Wuppertal und Hamburg) als Doppelpremiere in der Deutschen Oper Berlin zur Aufführung. Angeregt durch die Bilderfolge des englischen Malers William Hogarth entstand in Zusammenarbeit mit W. H. Auden und Ch. Kallman als Librettisten ein kunsthandwerkliches Bühnenstück für Musikgourmets, das seit seiner Uraufführung 1959 im Teatro la Fenice in Venedig stets einem respektvollen Achtungserfolg begegnet. In Berlin führt, wie seinerzeit in Venedig, Carl Ebert, Regie.Seine Spielleitung ist eindeutig realistisch, nur auf eine
Nach jahrelangem geduldigem Warten hat Berlin nun endlich auch seinen „Ring“. Zwar noch unvollständig, noch ohne die „Walküre“, die erst im September zur Aufführung kommen wird... In den drei bishrigen Inszenierungen „Rheingold“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ hat der Hausherr der Deutschen Oper Berlin, Gustav Rudolf Sellner, als Regisseur seine Konzeption der theatralischen Realisierung des nach wie vor gigantischesten musikalischen Bühnenwerkes vorgelegt. Erst nach vielen Anstrengungen fand er in dem Bildhauer Fritz Wotruba den Mitarbeiter, der ein seiner