Die gleichgeschalteten Medien in Kroatien haben einen neuen Erzfeind ausgemacht: Seit Tagen bringen die Zeitungen Horrorgeschichten über „moslemische Horden", die in Zentralbosnien den „Genozid" gegen das kroatische Volk eingeleitet haben sollen.
Wer kannte sie nicht, die Lastenträger auf den Bahnhöfen? Die Süßwarenverkäufer vor Kinos, die kleinen Imbißstände an Marktplätzen? Es waren meist Albaner, hin und wieder auch Roma, die sich so als Kleinhändler ihr Geld verdienten. Sie sind verschwunden, nicht nur in den Kriegsgebieten. Auch in Ljubljana, Zagreb, Belgrad oder Skopje sieht man sie nicht mehr.Hatte noch vor zwei Jahren die slowenische Industriestadt Jesenice einen Bevölkerungsanteil von 38 Prozent Nicht-Slowenen, die Hauptstadt Ljubljana einen von 21 Prozent, stellten in der kroatischen Metropole Zagreb die Kroaten
Bis der erste Schnee fällt, bleibt Jöz-sef Koltay, der Schäfer, mit seiner Herde in den Bergen. Dann steigt er hinab ins Tal. Über die Wintermonate zieht er sich in der kleinen siebenbiir-gischen Landgemeinde Joseni zurück. Zwei Häuser, mehrere Stallungen und einige dutzend Hektar Land nennt er sein Eigentum.Doch die Leute sagen, er sei nur so reich, weil er so geizig sei und sich mit dem „Zigeunerpack" einlasse. Oben in den Bergen, was er da alles treibe... Die wildesten Gerüchte geistern unter den Bauern. Für sie ist Jözsef Koltay ein Fremder, obwohl er in Joseni zur Welt kam
Der Gerichtssaal war ungeheizt. Die Richter saßen in Wintermänteln hinter ihrem Pult. Die beiden Angeklagten zitterten. Vor Kälte, vielleicht auch aus Angst: Nexh-mija Hoxha und Kino Buxheli müssen sich seit vergangenem Freitag in Albanien vor Gericht verantworten.