Jahre historischer Veränderungen, aber auch der Krise, Jahre des Generationenwechsels, aber auch der Prüfung: Versöhnlich und selbstkritisch hat der Bundespräsident der Jahre 1986 bis 1992 auf seine Amtszeit zurückgeblickt. Auch in der Hoffnung, daß „das Geschehen dieser Jahre einen späten Sinn" erhält.
„Der Blick in den Spiegel unserer Geschichte zeigt uns nicht ein einziges Antlitz. Auch das Bild eines Volkes bleibt vielgesich-tig. Wir dürfen nicht vergessen, daß viele der ärgsten Schergen des Nationalsozialismus Österreicher waren. Es gab Österreicher, die Opfer und andere, die Täter waren. Erwecken wir nicht den Eindruck, als hätten wir damit nichts zu tun. Selbstverständlich gibt es keine Kollektivschuld, trotzdem möchte ich mich als Staatsoberhaupt der Republik Österreich für von Österreichern begangene Verbrechen des Nationalsozialismus entschuldigen."Aus der
Bevor noch Österreicher, die den Namen ihres Landes nicht mehr aussprechen durften, 1939 in Uniformen der Deutschen Wehrmacht an die Fronten des Zweiten Weltkrieges geschickt wurden, rollten 1938 unmittelbar nach dem .^Anschluß“ bereits die ersten Transporte mit österreichischen Patrioten in die Kon-zentrationslager. Viele von ihnen sind nicht mehr zurückgekehrt.Wasaber dieser Zeit ihr besonders grauenvolles Siegel aufdrückte, war die planmäßige Vernichtung von Millionen jüdischer Mitmenschen durch das nationalsozialistische Regime. Sie wurden rechtlos, gejagt, gequält, ausgelöscht
Heute ist Österreich ein Staat, den alle wollen, einfach deshalb, weil wir zur Aufrechterhaltung des politischen Gleichgewichtes in Europa aber auch in der Welt notwendig sind. Darin sehe ich die große Herausforderung an alle Österreicher: Durch Zusammenarbeit über alle politischen und ideologischen Unterschiede hinweg unser Land wirtschaftlich und politisch stabil zu erhalten. Damit leisten wir den größten Beitrag für unsere eigene Sicherheit, aber auch zur Erhaltung des Friedens in der Welt.Dieses Werk der Zusammenfassung aller positiven Kräfte wirdfreilich nur dann gelingen, wenn
Die Beziehungen zwischen Ost und West sind argen Belastungen ausgesetzt und haben den in der Vergangenheit so mühsam aufgebauten Dialog in eine bittere Konfrontation verwandelt. Im Grunde genommen, stehen wir eigentlich wieder mitten im Kalten Krieg.Tiefes Mißtrauen in die Absichten des anderen beherrschen die Beziehungen zwischen Moskau und Washington. Daher auch die festgefahrenen Abrüstungsverhandlungen in Genf, Wien und in den Vereinten Nationen. Ich brauche hier die tödliche Gefahr des Wettlaufs um immer mehr und bessere Nuklear-Waffen nicht erst besonders zu betonen.Darüber hinaus
Große Schwierigkeiten türmen sich vor der Wirtschaft der Welt auf und betreffen so gut wie jeden ihrer Sektoren. Ich möchte im folgenden gewisse Elemente einer umfassenden Analyse hervorheben, die meiner Auffassung nach im besonderen zur Besorgnis Anlaß geben.• Vor allem einmal ist es nicht gelungen, in den erdölimportierenden Ländern eine Wachstumsrate der Wirtschaft zu sichern, die den Erfordernissen der Wirtschaftsentwicklung entsprochen hätte. Dieses Wachstum verringert sich durch die Rezession in der internationalen Marktwirtschaft und durch die zunehmende Welle des
Die mit Spannung erwarteten Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion haben in Helsinki begonnen. Gewiß spielen hier neben Sicherheits- auch budgetäre Überlegungen eine Rolle, doch läßt sich nicht leugnen, daß nach einer Periode der Stagnation nunmehr eine gewisse Auflockerung in den Ost-West-Beziehungen zu spüren ist. In diese Richtung deutet auch das lebhafter werdende Interesse an einer Stabilisierung der Verhältnisse in Europa und damit zusammenhängend an der Idee einer europäischen Sicherheitskonferenz. Sicherlich gibt es bezüglich dieser Konferenz noch manche Meinungsverschiedenheiten, doch scheinen beide Seiten zu einem Dialog bereit zu sein. Im Fernen Osten bemüht sich die Sowjetunion, mit der Volksrepublik China die bestehenden Grenzstreitigkeiten auf dem Verhandlungswege zu regeln. Auch dies entspringt dem Wunsch nach einer Beruhigung der dort herrschenden Spannungen. Schließlich hat sich auch bei den Vereinten Nationen eine Akzentverlagerung von der früher vorherrschenden Konfrontation zwischen Ost und West in Richtung einer engeren Koordination der Tätigkeit hinsichtlich langfristiger Programme, wie z. B. auf dem Abrüstungssektor oder auf dem Gebiet der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, ergeben.