Als im September 1984 die staatlichen und kirchlichen Behörden Polens ihre Zustimmung gaben, im Gebäude des Alten Theaters an den Mauern des Konzentrationslagers Auschwitz ein Karmeliterinnenkloster zu errichten, hätte niemand gedacht, daß diese Entscheidung Ursache der ernstesten Krise in den gegenwärtigen jüdisch-christlichen Beziehungen werden könnte.
Nach Einführung der neuen politischen Ordnung durch die Kommunisten nach dem Zwei- ten Weltkrieg in Polen hat die katholische Kirche damit ge- rechnet, nicht nur ihre seelsor- gerische, sondern auch ihre soziale Tätigkeit weiterführen zu können. Dafür sprachen hi- storische, ökonomische und so- ziologische Gründe. Der alte Staat war zerstört, die Kirche wollte aktiv am Wiederaufbau teilnehmen. Und sie hatte auch große Möglichkeiten.Zwar waren während des Krieges enorm viele Geistliche ums Leben gekommen, der größ- te Teil des kirchlichen Ei- gentums war jedoch unverletzt
40 Jahre nach der Enteig-
nung besteht für Polens Kir-
che die Möglichkeit, ihr Ver-
mögen wieder zurückzube-
kommen. Das wird aber
Jahre dauern und dem Staat
große Opfer abverlangen.
Die seit einigen Monaten in Polen bestehende soziale und politische Situation hat für die Kirche sowohl neue Möglichkeiten der Aktivität erschaffen, stellt sie aber auch neuen Problemen und Aufgaben gegenüber. Es scheint, das Wich- tigste ist die Notwendigkeit, ihre Position im neuen postkommuni- stischen System zu bestimmen.Bis vor kurzem waren die polni- schen Kirchen die einzigen Orte, wo die Polen ohne Angst ihre Über- zeugungen öffentlich demonstrie- ren konnten. Die Geistlichen, die offen über Menschenrechte sprach- en - wie der unvergeßliche Pater Popieluszko -, versammelten um