Märchen und Lieder der Roma.Es ist eine phantastische, unbekannte Welt. Da gibt es Vampire, die nachts Gräber plündern. Untote, die als Mulo menschliche Gestalt annehmen. Da können Tiere sprechen wie die Menschen. Da gibt es Nachtigallen, die das Schicksal voraussagen. Da gibt es Könige und Königstöchter, reiche Gutsbesitzer und bettelarme, aber listige und starke Romaburschen und wunderschöne Romamädchen. Da gibt es Meisterdiebe und Meisterlügner. Da gibt es Königstöchter, die man nach bestandenen Prüfungen zur Frau bekommt. Da gibt es Gold. Mord und Totschlag auch. Und stets die
Am 23. Mai feiert die Rom-Zigeunerin Ceija Stojka ihren 70. Geburtstag. Ihre eben neu aufgelegten Lebenserinnerungen sind ein beklemmendes Zeugnis der NS-Gräuel.Als das Buch "Wir leben im Verborgenen - Erinnerungen einer RomZigeunerin" im Picus Verlag erschien, war Ceija Stojka die erste Romni, die ihre Erinnerungen an die Leidensgeschichte ihrer Familie stellvertretend für die vom Nationalsozialismus verfolgten und in den Konzentrationslagern gepeinigten und massenweise ermordeten Roma und Sinti schriftlich niederlegte. Das Buch erregte 1988 großes Aufsehen und rückte somit die bis dahin
Budzo/Bündel" heißt der in Deutsch und Romanes erschienene Gedichtband des serbisch-österreichischen Roma-Dichters Ilija Jovanovic. Dieser, 1950 in Rumska in der Nähe von Belgrad geboren, lebt seit dreißig Jahren in Wien; in der Fremde, wie aus seinen Gedichten hervorgeht. Denn die Heimatlosigkeit ist das Thema seiner Gedichte, sowohl die persönliche als auch die seines Volkes, das seit Jahrhunderten fern der angestammten Heimat Indien durch viele Länder Europas und der übrigen Welt zieht, wo sich die "Zigeuner" zeitweilig auch niedergelassen haben, dann wieder verfolgt und vertrieben
Ungarn, Herbst 1956: der Volksaufstand und seine blutige Niederschlagung durch Truppen der Sowjetarmee und der Warschauer-Pakt-Staaten. Gleichzeitig die Suezkrise, der Weltfrieden in großer Gefahr. "Dazwischen das eigentlich wirkungslos bleibende politische Spiel einzelner Staaten, Staatsführer, Regierungen. Und die Menschen, Handelnde und Leidende im Prozeß der Geschichte, zielbewußt oder orientierungslos, hoffnungsvoll oder verzweifelt, am Ende - wie immer - die Opfer; die sinnlosen Opfer. Marionetten, die zerbrochen werden, von der Macht, von den Kräften der Geschichte; ob sie nun
Eröffnungsreferat des Internationalen Symposiums „Macht und Ohnmacht des Geistes -Schwarzenberger Herbstgespräche 1993” in Schwarzenberg am Böhmerwald im Mühlviertel.
Was sind Worte wert ohne Werte? Was sind sie wert, wenn sie nicht an Werte, an Grundwerte der Ethik gebunden, von ihnen durchdrungen, durch sie bei ihrer Verwendung in Wahrheit und Wahrhaftigkeit glaubwürdig, weil glaubhaft gemacht, auf diese Weise legitimiert sind für und in ihrem Gebrauch, in ihrem Gebrauch durch uns, nicht nur zum Zweck der bloßen Information und Vertständi-gung unter und zwischen uns, sondern auch und vor allem als Ausdruck und als Ereignis der Wahrheit? Was sind Worte ohne ihre ethische Substanz? -Nämlich jene Worte, die nicht nur das Gerüst unserer Sprache, sondern
Einleitungsreferat der österreichisch-slowakischen Schriftstellertagung zum Thema „50 Jahre danach - Fanatismus und Propaganda”, gehalten am 5. Mai 1995 in Budmerice.
Über den Zusammenhang zwischen Haß und Gewalt wird viel zu wenig nachgedacht. Peter Paul Wiplinger versucht, sich dem Phänomen und der Struktur dieser symbiotischen Beziehung anzunähern und auch erste Antworten auf allzu aktuelle Fragen zu geben.
Wozu sollen wir noch von einem „gemeinsamen Haus Europa" träumen, reden, vom Verhältnis der großen und kleinen Nationen zueinander und untereinander, von einem größeren Ganzen, von einer Nationen und Nationalitäten integrierenden Einheit, von einer neuen demokratiepolitischen Qualität, von einem großen, alles einschließenden Kulturraum, von einem Europa mit einer neuen Friedensordnung mit einem kollektiven Sicherheitssystem, angesichts jener Bilder des Grauens, die uns seit Wochen allabendlich aus Sarajewo und anderswo über den Bildschirm des Fernsehens ins Haus geliefert
Über die Aufgabe und die Bedeutung von Literatur als einem Kunstwerk etwas in Kürze auszusagen, ist sehr schwierig, weil man Gefahr läuft, wiederum plakative Halbwahrheiten, stereotype Dogmen-Parolen von sich zu geben, den postulierten Anspruch von Literatur und Kunst mit der wirklichen Realität zu verwechseln. Also möchte ich mich auf einen Gedanken beschränken.
Nichts als Worte?“ So betitelt der rätoromanisch-schweizerische Autor Iso Camartin sein Buch und deklariert gleich mit dem Untertitel „Ein Plädoyer für Kleinsprachen“ sein bekenntnishaftes Engagement.In einer wissenschaftlich umsichtigen und gründlichen Art, aber doch gut lesbar, befaßt sich der Autor zunächst allgemein mit dem Phänomen und Problem Kleinsprache, ihrer besonderenEigenart, ihren historisch genealogischen Bedingungen, ihrer linguistischen Besonderheit, ihren sprachsoziologischen Konditionen und ihrer kulturellen Bedeutung - vor allem aber mit ihrer Gefährdung und
Vielfalt statt Einfalt“, diese programmatische Parole möchte man all jenen zur Ermahnung zurufen, die in unserem Staat und vor allem in den betroffenen Bundesländern in der Volksgruppenfrage, aber auch sonst der Konformierung, Assimilierung und Uniformierung das Wort reden.Uber 450 Jahre sind nun vergangen, seit die heutigen burgenländischen Kroaten im 16. Jahrhundert auf der Flucht vor den Türken ihre angestammte Heimat im nordöstlich verlaufenden Landstreifen vom Adria-Küstengebiet zwischen Krk und Zadar über die Lika, Krbava, über Bosnien, Sla-vonien bis hinauf zur Donau, zur
Oft habe ich den Eindruck, daß manche bedeutende, als Willensvollstrecker des Zeitgeistes bekanntgewordene Verfasser deutschsprachiger Gedichte und Prosatexte, weder willens, noch in der Lage sind, über irgendeine menschliche Regung in der uns alle verbindenden internationalen Muttersprache der Not Mitteilung zu machen. Sie bedienen sich einer den elementaren Inhalten ent-fremdeten Kunstsprache und bieten uns das Schauspiel eines neuen Gongorismus, oder sie kultivieren, genauso manieriert, die hohe Schule eines artifiziellen Dialekts. Die Erscheinung, die Adorno vor ziemlich langer Zeit mit