Herbst 1896, ein Abend bei Leopold Andrian in der Habsburgergasse 5. Ich, ein Zwanzigjähriger, sitze in meiner hellblauen bosnischen Leutnantsuniform da und soll in den nächsten Augenblicken „den größten österreichischen Dichter” kennenlernen. Hofmannsthal hatte damals gerade sein Einjährigenjahr bei den Dragonern beendet, und die Vorstellung, daß „der größte Dichter” als Korporal ins Zimmer eintreten könnte, mag die Benommenheit des jungen Offiziers noch gesteigert haben. Hatte ich doch einige Wochen vorher noch kaum eine Ahnung davon, daß in der Gegenwart auch noch
Der Hund war ein russisches Windspiel, ein Barsoi. Nur durch ihn bin ich auf den Mann aufmerksam geworden. Freilich war ich anfangs im Zweifel darüber, ob ich es da überhaupt mit einem Bettler zu tun hätte. Er war erst gegen Mittag in der Straße aufgetaucht und hatte einen Platz meinem Fenster gegenüber gewählt, an dem hohen Eisengitter eines schmalen Vorgartens. Vielleicht war er blind, denn er trug eine dunkle Brille. Allerdings konnte man von seiner Haltung und seinem Wesen keine Blindheit der Augen ablesen. Er lehnte an dem hohen Steinsockel des Gitters, leicht vorgeneigt, und hielt
Seit Wochen hatten wir keinen russischen Flieger mehr über unseren Stellungen am versumpfen Styr bei Bordulaki gesehen, und nur ganz selten noch kam ein Artilleriegeschoß herüber und explodierte weit hinter unseren Linien. Allmählich verstummte die gegnerische Front beinahe vollständig, und nur hin und wieder krachte der Gewehrschuß eines Nachtpostens, ungezielt, hoch über den Wald hin, und das niederfallende Geschoß richtete keinen Schaden an. Dann begannen die Russen ihre Gräben zu räumen und mit uns lebhaften Tauschhandel zu treiben. Wir waren ausgehungert, drüben gab es noch
Auf Wanderungen trifft man hier häufig umherziehende Zigeuner. Diese Nomaden des Balkans passen sich aber doch bestimmten Landschaften an und man erkennt an den dahinziehenden Kolonnen, wo ihre eigentliche Heimat ist. Da sind Zigeuner aus dem Flachland, die ihre Habe in Piachenwagen fortbringen, denen leichte Pferde ungarischen Schlages vorgespannt sind; manche haben stämmigere Pferde, die sich im bergigen Bosnien und Altserbien bewähren; oder wieder andere verzichten auf den rollenden Wagen und kommen in endlosen Karawanen auf kleinen Gebirgspferden und Eseln daher und man weiß, daß
Es war kein lebendiger Ritter, auch keine Menschenpuppe in einem richtigen Rüstzeug aus mittelalterlichen Tagen und kein lebensgroßes oder verkleinertes Abbild einer Rittergestalt in Erz oder Holz oder in hingemalten Farben. Nein, mein Ritter war ein unscheinbares Ding aus Messingblech, gepanzerten Schulter und darüber ein Ritterhelm mit halbgeöffnetem Visier, das Ganze in flachem Relief gebuckelt, beiläufig so groß wie ein halber Daumen, und rückwärts war quer eine Nadel angebracht, so daß man es etwa als Brosche anstecken konnte. Vielleicht waren damals — es war die Weihnacht um