Die Mächtigen treten dauernd auf der Bühne der Medien auf, werden umworben, beneidet. Aber wie zweischneidig die Erfahrungen mit der Macht sind, zeigen die Ausführungen des tschechoslowakischen Präsidenten, eines Dichters an den Schalthebeln.
Gescheiterte Abrüstungsverhandlungen - drohende Apokalypse? Vor Frieden um jeden Preis warnen uns jene, die im Osten ihr Leben für die Menschenrechte riskieren.
Am 18. April veröffentlichte die FURCHE unter dem Titel „Protokoll meiner Verfolgung“ den erschütternden Bericht des CSSR-Schriftstellers und Charta-77-Unterzeichners Vaclav Havel. Für uns ließ sich damals nur der Schluß ziehen, daß Menschenrechte in der &SSR für Andersdenkende nicht existieren und daß die Willkür des Staates auch auf die Angst zurückzuführen ist, die das kommunistische Regime in Prag vor diesen Andersdenkenden haben muß. Auf Umwegen erreichte uns nun das zweite Protokoll, das Havel über seinen Hausarrest aufgezeichnet hat. Geschrieben hat der Schriftsteller diesen Bericht am 23. April in Hradecek.
Aus der Behandlung des CSSR-Schriftstellers und Charta-77'-Unterzeichners Vaclav Havel läßt sich der Schluß ziehen, daß in der CSSR für Andersdenkende die Menschenrechte abgeschafft sind, und anderseits, daß dieser Staat große Angst vor Andersdenkenden haben muß. Was wir auf dieser Seite abdrucken, ist das erschütternde Protokoll der Verfolgung eines Menschen, dessen einziges Verbrechen darin besteht, seine Meinung zu sagen und seinen Meinungen nicht abzuschwören. Dieses Manuskript ist mit 6. Jänner 1979 datiert und erreichte uns auf Umwegen. In der Zwischenzeit hat sich Havels Situation weiter verschärft. Der 44 Jahre alte Schriftsteller lebt in einem abgelegenen Dorf, und seine Bitte, zum nächsten, neun Kilometer entfernten Brotladen gehen zu dürfen, wurde mit dem Angebot, er könne einen Sarg haben, beantwortet. Havels Anwalt, der einzige, der sich noch für Charta-77-Unterzeichner einsetzte, wurde aus der Anwaltskammer ausgestoßen und mit Berufsverbot belegt. Auch Bundespräsident Kirchschläger setzte sich in Prag vergeblich für Havel ein.