Globales Netzwerk sozial wirksamer Unternehmer

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Zu Einzelgesprächen mit erfolgreichen internationalen Unternehmern trafen sich in Wien die Social Entrepreneurs des von Bill Drayton gegründeten Netzwerkes Ashoka. Die meisten Initiativen bemühen sich, die negativen Folgen der Globalisierung zu mildern, Armut und vor allem den Mangel an Bildung zu bekämpfen.

Das hochrangige Treffen der Ashoka-Globalizer am vorigen Wochenende in der Hofburg zu Wien könnte man natürlich für eine Konferenz halten, wird aber rasch eines Besseren belehrt: „Das ist keine Konferenz!“ sagt Felix Oldenburg, Geschäftsführer von Ashoka Deutschland. Die Begegnungen und Gespräche herausragender Vertreter dieses inzwischen globalen Netzwerkes sozial hoch wirksamer unternehmerischer Initiativen seien etwas ganz anderes.

Austausch nur unter vier Augen

„Dieses Feld braucht keine Konferenzen“, meint Oldenburg. „Wir brauchen keine Präsentationen, keine Vorträge, keinen Applaus.“ Das Wichtigste sei es, „genau zuzuhören“, in kleinen Gruppen die Gespräche zu führen, am besten eins zu eins, also unter vier Augen (siehe Bild oben). Worum es dabei geht? Dass Social Entrepreneuers von bewährten Business Entrepreneurs Wissen und Erfahrungen erhalten, um ihre Ideen und Initiativen voranzutreiben. Diese Initiativen haben Millionen Menschen offenbar bitter nötig.

„Verstehen Sie mich? Diese Menschen brauchen wieder ein Gefühl des Wertes ihrer Person. Sonst ändert sich gar nichts. Da müssen wir beginnen!“ Sompop Jantraka sprüht vor Überzeugungs- und Tatkraft. Der Thailänder war einer der Teilnehmer des Treffens der Ashoka-Globalizer und führte, wie einige andere auch, noch zum Wochenbeginn im Hub Vienna weitere Gespräche. Worum es ihm geht? Kinder und Jugendliche, junge Mädchen vor allem, in seinem Heimatland Thailand und in den Nachbarländern der Ausbeutung, dem Menschenhandel, der Gewalt und der Prostitution zu entreißen. Eine offenbar mehr als notwendige Aufgabe: Kinderprostitution und Menschenhandel sind die zweitwichtigste Einkommensquelle. „Um das zu ändern, muss man die Einkommensstrukturen ändern“, sagt Marie Ringler von Ashoka Österreich. Aber, so Sompop Jantraka, dies sei nur möglich, wenn es den betroffenen Menschen nicht nur um Geld gehe. „Das ist das Problem: Sie brauchen Geld, wie wir alle. Aber sie verkaufen sich. Sie meinen, sie hätten ohnedies keinen Wert. Also muss man ihnen ein Gefühl des Wertes für ihre Person geben. Damit sie sich nicht mehr verkaufen. Sondern zuerst etwas lernen. Und dann arbeiten. Und für ihre Arbeit Geld erhalten.“

Die Folgen der Globalisierung

Gemeinsam mit Mitarbeitern anderer Organisationen durchstreifen Jantraka und sein Team die Dörfer, insbesondere jener Regionen, aus denen Mädchen für die Bordelle geholt werden. Sie versuchen, die ausgebeuteten, geschlagenen und missbrauchten Jugendlichen zu finden und das Vertrauen ihrer Familien zu gewinnen. Erst dann werden die jungen Menschen entweder in ein anderes Umfeld vermittelt oder das jeweilige zumindest gewaltfrei gestaltet. Dann kann begonnen werden, ihnen Selbstwertgefühl zu geben, ihnen grundlegende Ausbildung zu vermitteln.

Mit dieser Initiative stemmen sich Organisationen wie Jantrakas DEPDC (Development and Education Program for Daughters and Communities) gegen die negativen Folgen der Globalisierung wie Menschenhandel und Ausbeutung. Die Aktivitäten der Ashoka-Globalizer zeigen, wie nötig dies ist.

In Indien wurde eine unentgeltliche Hotline für Kinder in Notsituationen eingerichtet. Ihr Erfolgsgeheimnis: Am anderen Ende der Leitung sitzt ein Kind, welches seine Notlage überwunden hat. Oder ein Beispiel in Ghana, wo gefälschte Medikamente den Analphabeten schwer zusetzen: Bright Simons entwickelte mit den Pharmaherstellen ein einfaches Codesystem, mit dem sich per SMS an den Hersteller überprüfen lässt, ob ein Medikament echt oder gefälscht ist. Diese und Dutzende anderer Ideen und Initiativen, die sich in einem Land bewährt haben, sollen auf andere übertragen werden. Das ist der Sinn der von Martin Essl unterstützten Ashoka-Globalizer.

Austausch soll bestärken

„Ich bin überzeugt, die Wirtschaft muss sich wieder auf den Menschen besinnen“, sagt Essl anlässlich des Treffens in der Wiener Hofburg. Die Sozialunternehmer, Social Entrepreneurs genannt, würden dies auf „beeindruckende Weise vorleben“. Daher seien der Austausch zwischen den Social Entrepreneurs und den Business Entrepreneurs sowie die Globalisierung der Ideen wichtig, um deren Wirkungsgrad zu erhöhen.

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