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JOSEF FRANK / INTELLEKT, LIEBENSWÜRDIGKEIT, IRONIE

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Am 8. Jänner ist mit Josef Frank der letzte große österreichische Architekt der Generation hoos' und Hoffmanns gestorben. Wietooh.1 25 Jahre später als die Genannten — 1885 — geboren, kann man ihn als dieser Epoche zugehörig und in gewissem Sinn als ihren Vollender betrachten.

Wie Oskar Strnad und Oskar Wlach studierte Frank an der Wiener Technischen Hochschule Architektur, wurde aber später — wie auch Strnad — nicht an dieser, sondern an der Kunstgewerbeschule Lehrer. Mit Strnad und Wlach zusammen baute er viele seiner Wiener Wohnhäuser, von denen vor allem auf die beiden in der Wilbrandtgasse 3 und 11 (1913 und 1914) und auf das in der Wenzgasse 12 (1930/31) hingewiesen sei. 1925 gründete Frank mit Wlach das Einrichtungshaus „Haus und Garten“; das Lokal befand sich neben der Abfahrtsstelle der Badner Bahn, die damals noch Treffpunkt von Rennpublikum und Villenbesitzern war. Seine Entwurfstätigkeit für die Inneneinrichtung setzte er ab 1934 in Schweden fort und trug wesentlich zu der Bildung eines „skandinavischen“ Wohnstils bei.

Gerade hier aber ist vielleicht die Möglichkeit, in einem kurzen Text Franks besondere Stellung anzudeuten: Während der Begriff „skandinavischer Wohnstil“ eher etwas Doktrinäres an sich hat, ist jedoch Frank nie ein Doktrinär gewesen. Sein schöpferischer Motor bestand vielmehr immer wieder im Durchschauen von Doktrinen. Um etwa einen Gedankengang anzudeuten: Frank wußte natürlich um das Prätenziöse der Verwendung klassischer Architekturformen — ober er akzeptierte die soziale Funktion dieser Formen: „Die Frage ist oft genug erörtert worden, warum der moderne Stil, der angeblich für die untersten Klassen erfunden worden ist, von diesen nicht mit Begeisterung begrüßt wird... Macfitbesitz und Repräsentation hängen innig miteinander zusammen. Und der Arbeiter mißtraut den ihm geschenkten Symbolen, so lang auch noch andere existieren und die neuen im Grund nur außerhalb der Gesellschaft lebenden Künstlern angehören, die auf beiden Seiten für Narren angesehen werden“, schreibt Frank 1931. Und schon 1913 verwendet er an einem Wohnhaus dorische Säulen — aus Holz.

1932 hatte Frank die Oberleitung über ein Experimentälunterneh-men der Gemeinde Wien: die Werkbundstedlunp in der Veitingergasse. Im Charakter dieser Aufgabe zeigt sich die Differenz zwischen der Wohnbauauffassung Franks und der damals offiziellen der Gemeinde Wien. „Es kann nicht oft genug betont werden, daß das Einfamilienhaus die Grundlage unserer gesamten modernen Baukunst und unserer Stadtanlagen ist.“ Hier kann nicht entschieden werden, ob diese Bestrebungen oder die Superblocks der Gemeinde im Recht waren — Tatsache ist, daß die Auseinandersetzung über den sozialen Wohnbau heute auf ein niedrigeres Niveau gesunken ist.

„Die Furche“ (Nr. 29/1965) brachte zu Josef Franks 80. Geburtstag eine ausführliche Würdigung durch die Architekten Kur-rent und Spalt, die auch die erste umfassende Ausstellung von Franks Werk in der Gesellschaft für Architektur zusammenstellten. (Ein Artikel Franks ist in Heft Nr. 3/1966 abgedruckt.) Durch die Verleihung des großen österreichischen Staatspreises erreichte Frank noch eine Anerkennung seiner Heimat, die es nach 1945 versäumt hat, ihn zurückzuholen.

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