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Ein Architekt aus Wien

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Am 15. Juli beging der österreichische Architekt Josef Frank in Stockholm seinen 80. Geburtstag. Frank lebt seit 1934 in Schweden. Das Österreich der Zweiten Republik konnte Josef Frank nicht mehr zurückgewinnen.

Die meisten seiner Weggenossen sind nicht mehr unter uns: Strnad und Wlach, Loos und Hoffmann, Lichtblau und viele andere. Josef Frank ist der letzte Pionier des neuen Bauens in Österreich. In der Zeit zwischen den beiden Kriegen war Frank die wichtigste Persönlichkeit in der Nachfolge Wagners, Loos', Hoffmanns. Gleich Loos fühlte er eine tiefe kulturelle Verantwortung, gleich ihm übernahm er eine Mission, zu der er sich selbst beauftragte. Frank gehört jener Generation an, die gleich zwei Weltkriege durchstehen mußte. Konnte er nach dem ersten noch aussprechen: „Der Krieg hat uns in die seit langem ersehnte Lage gebracht, von neuem beginnen zu können, und wir suchen einen Weg“, so schreibt er nach dem zweiten Weltkrieg in einem Brief an Oswald Haerdtl, den damaligen Präsidenten des österreichischen Werkbundes und der österreichischen CIAM-Gruppe, nachdem ihn dieser zu einer Ausstellung nach Wien eingeladen hatte: „Was nun die Ausstellung meiner Arbeiten betrifft, so kann ich da nur wiederholen, daß ich mich dazu schwer entschließen kann, da ich in der letzten Zeit (oder besser gesagt, in den letzten zehn Jahren) meine Ansichten über Architektur sehr oft geändert habe und der Ansicht bin, daß die Ideale der damaligen Zeit eben nicht mehr die unserer Zeit sind (oder sein sollten), und deshalb auch keine guten Vorbilder. Ich glaube, daß all die Veteranen der modernen Architektur von damals im Grunde ebenso denken, aber so weiterwurschteln, weil sie nicht recht wissen, wie man es

jetzt machen sollte, was ich übrigens auch nicht mehr weiß.“ Im Jahre 1947 hielt Josef Frank seinen einzigen Vortrag nach Kriegsende in Wien.

Oswald Haerdtl gelang es noch 1948, Frank zu einer Stellungnahme für das brennende Problem eines zukünftigen Stephansplatzes zu bewegen. Die Zweite Republik, das neuerstandene Österreich hatte damals Gelegenheit, das Herz der Hauptstadt auch baulich neu zu manifestieren. Frank machte Vorschläge für drei Möglichkeiten einer zukünftigen Bebauung, von denen hier jener gezeigt sein soll, der die Schaffung eines „wirklichen“ Stephansplatzes durch Zurückrücken der westlichen Häuserfront erreicht. Alle Vorschläge, wie übrigens auch jene des Architektenteams Haerdtl-Schütte-Schwanzer, blieben unge-hört. Die Wirklichkeit dort sieht heute anders aus.

Im Leben und Wirken Josef Franks kann man vor allem drei Abschnitte feststellen, die mit den Begriffen „Werkbund“, „Haus und Garten“ und „Svenskt Tenn“ zusammenhängen.

Josef Frank wurde am 15. Juli 1885 in Baden bei Wien geboren, in der Stadt Kornhäusels, des bedeutendsten österreichischen Architekten der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Hat man diese beiden Namen einmal in Verbindung gebracht, so drängt sich unwillkürlich eine Assoziation auf, welche beide Architekten über ein Jahrhundert hinweg verbindet. Von Empire und Biedermeier zur modernen Architektur — in Wien ist diese Verbindung möglich.

Frank absolvierte sein Studium an der Technischen Hochschule in Wien und bekam dort eine gründliche Schulung der klassischen Architektur, welche für sein weiteres Leben bestimmend blieb.

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