Berührender Mythos

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Monteverdis "L'Orfeo" wurde zum großen Publikumserfolg.

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Monteverdis "L'Orfeo" wurde zum großen Publikumserfolg.

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Mehr Renaissance als Barock, ist Claudio Monteverdis frühe Oper "L'Orfeo" ein Stück ziemlich fremder Musik, eher musikhistorisch als musikalisch beeindruckend. Ausgezeichneten Musikern, einer formidablen Regie und guten Sängern ist es bei der Festwochen-Produktion im Theater an der Wien dennoch gelungen, mit dem zähen Werk einen uneingeschränkten und verdienten Publikumserfolg zu landen.

Die Geschichte von Orpheus und Eurydike ist ein Mythos, eine der großen Erzählungen der Antike. Regisseur Achim Freyer hat das Geschehen daher an einen Ort verlegt, wo - wie er meint - das Erzählen noch hochgehalten wird: in eine (süd)italienische Taverne. Die in traditionellem Schwarz gekleidete Dorfgemeinschaft, Sänger und Musiker bunt gemischt, sitzt an Tischen, auf Hockern oder hinter der Theke und schlüpft in die verschiedenen Figuren der Orpheussage.

Die großartige Lichtregie (Kurt-Rüdiger Wogatzke) sorgt für Ortswechsel ebenso wie für Emotionalität: wahrlich gespenstisch erscheint die Unterwelt, aus der Orpheus seine Geliebte Eurydike zurückholen will und auch Orpheus' Inneres scheint auf die ganze Bühne auszustrahlen: Legen sich Schatten über seine Seele, versinkt auch die Bühne im Dunkel. Im höchsten Maß berührend und trotzdem präzise ist auch die musikalische Interpretation unter der Leitung von Thomas Hengelbrock ausgefallen.

Francois Le Roux gibt einen leidenden, seufzenden Orpheus, sein Vibrato klingt aber oft sehr gequält. Philip Ens (Baß) verkörpert einen sehr guten Charon, Dorothee Mields eine ordentliche Eurydike. Der Star des Abends ist jedoch als Persephone und Botin die hervorragende Heidi Brunner: gefühlvoll und voluminös die Stimme, einnehmend die Erscheinung.

12. und 14. Juni

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