Eurydike und Giovanni

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Beginn der Salzburger Theatersaison: Uraufführung am Schauspielhaus, Erstaufführung am Landestheater.

Das Orpheus-Eurydike-Drama spielt auf einem Containerschiff. Dazu hat man die Länge des Schauspielhauses hergenommen, um erstmals Spiel, Tanz und Musik in einem Stück zu ermöglichen, das den alten Mythos von Orpheus mit der Ebene des Heute verflicht. Das Publikum sitzt wie auf einer Seite des Schiffs an die Reling gepresst. "Eurydike" von Barbara Neuwirth hatte in dieser Szenerie (Ragna Heinz) seine Uraufführung. Den zwei Erzählebenen entsprechen zwei Tanzebenen. Die Musik stammt von Thierr Zaboitzeff. Der Oberschlawiner Hermes (gesprochen wie die Modemarke) zieht seine Fäden, ist einmal zuständig und dann wieder nicht, beobachtet, kommentiert. Aides, der Kapitän dieses Containerschiffs, hat mit seiner Gattin Persephone einen Vertrag, dass die Dame nur ein Drittel des Jahren "unten" sein muss, und bei der Überfahrt sich die einzig vorhandene Kabine mit einer "Zellengenossin" ihrer Wahl zu teilen hat. Eurydike/Rieke ist es diesmal, doch in ihren Reaktionen hat sich die Göttin verrechnet. Eurydike/Rieke geht am Schluss wieder von Bord.

Neuwirth schrieb ein Stück von Eingeschlossenen und Ausweglosen. Das Theater des Existenzialismus schlägt durch, ist Bestätigung für die Zeitdiagnose . Die Personen der Handlung haben ihr Pendant in Tänzern, die mit Editta Braun eine zwingende und überzeugende Choreografie entwickelt haben. Robert Pienz und Editta Braun haben mit Regie bzw. Tanzregie restlos überzeugt und einen spannenden Abend gestaltet. Orpheus, der Eurydike sucht, ist Christoph Kail, sein Tänzer Andrej Petrovic, Eurydike Elke Hartmann/Magdalena Caprdova, Hermes/Schlange Volker Wahl/Juray Korec und Persephone Daniela Einzi/Patricia Böhm. Kapitän Aides wird von Harald Fröhlich gegeben. Heftiger Premierenapplaus feierte die Aufführung.

Als österreichische Erstaufführung sah man an den Kammerspielen des Landestheaters "Die Eröffnung" von Peter Turrini. Das Stück nimmt die Bewegung zwischen Traum, Wahrheit und Betrug auf, der Kunsttraumträumer pendelt zwischen Erfolg und Versagen, zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Gerhard Hermann war die Rolle des Mannes anvertraut, Marcus Kohlbach hat den 90-minütigen Monolog, der von kleinen Randfiguren illustriert wird, als Lob des Theaters inszeniert, wie es sich Turrini gewünscht hat. Ein erster Erfolg für Hermann.

Die Eröffnung der Saison am Großen Haus hatte sich der neue Intendant mit Mozarts "Don Giovanni" vorbehalten, die freilich keinen Akzent zu setzen vermochte und in Rainer Brandstetter (Giovanni), Krzysztof Borysiewicz (Leporello), Elisabethy Flechl (Donna Elvira) und vor allem in Erin McMahon (Zerlina) einigermaßen zuerverlässige Solisten aufbot. Die Brüche zwischen dem Mozarteum-Orchester und der Bühne vermochte Christoph Eberle nicht immer zu kitten. Dass die von uns besuchte zweite Vorstellung stattfinden konnte, war Anna Lünenbürger (Donna Anna) zu danken, die für die erkrankte Nina Berten einsprang.

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