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Düsterer Alfred Kubin im Dom- und Diözesanmuseum Wien.

Hexenmeister, Zauberküchenbesitzer, Herr der Dämonen": so bezeichnete Max Dauthendey Alfred Kubin. In einem Schlösschen in Zwickledt lebte und arbeitete der unübertroffene graphische Chronist seelischer Angstzustände. In dieser "tiefgründigen, dem Heiligen wie dem Dämonischen näherstehenden Landschaft des Innviertels" war Monsignore Otto Mauer ab 1941 oft Gast bei seinem Künstlerfreund. Nach jedem Besuch nahm er neue Blätter mit, er genoss das Privileg, Verworfenes aus dem Papierkorb zu retten. Fast 600 Zeichnungen und Graphiken Kubins erwarb Mauer für seine Sammlung. Die Ausstellung "Herr der Dämonen" im Dom- und Diözesanmuseum zeigt 183 dieser Arbeiten.

Höhepunkt der Schau ist die "Hans von Weber Mappe" (1903). 15 Drucke von visionärer Aussagekraft mit ewiger Gültigkeit. "Hungersnot": ein rasendes Pferd, halb selbst Gerippe, beritten von einem Reiter, dessen Kopf bereits aufgespießt und vom Körper getrennt ist. "Macht": eine selbstherrliche Robbe auf einem Berg von Skeletten. "Die Stunde der Geburt": zwei schwache, unschuldige Neugeborene, bedroht von einem monsterartigen Tod-Hummerwesen. Gut und böse, Hoffnung und Ohnmacht, Geburt und Tod sind untrennbar. "Der Krieg", "Epidemie": jedes Blatt ein Bild, das keine Worte braucht.

Kubin sei ein "von Dämonen Gequälter", befand Otto Mauer. Wie kein anderer kleidete Kubin seine von Tod, Angst, Ohnmacht und Grausen bestimmten "Siegelabdrücke der Seele" in unzählige, präzise Striche oder frei fließenden Zeichnungen. Dass einer der größten Zeichner des 20. Jahrhunderts seine Schreckensvisionen auch in Worte kleiden konnte, beweist der 1909 erschienene Roman "Die andere Seite". Ein empfehlenswerter Klassiker früher Science Fiction.

Bis 24. November

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