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Das Karikaturmuseum Krems zeigt Wilhelm Buschs Erfindung: Die Bildergeschichte. Mit "Max und Moritz" wurde sie zum Welterfolg.

Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, was man lässt." Scharfzüngig hat Wilhelm Busch in dem gereimten Zweizeiler seine pessimistische und zugleich humorvolle Weltsicht zum Ausdruck gebracht. Die Verse aus der Frommen Helene (1871) haben sich in so manche Kindheitserinnerung genauso eingeprägt wie die legendären Sätze aus Buschs berühmtestem Werk Max und Moritz (1865): "Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich."

Bildergeschichten ...

Der 1832 in Wiedensahl geborene Wilhelm Busch hat mit seinen etwa 50 Bildergeschichten, in denen Text und Bild sich auf kongeniale Weise zu einem Ganzen verbinden, bereits zu Lebzeiten weltweite Anerkennung gefunden - Max und Moritz wurde in 150 Sprachen und Dialekte übersetzt. Wie vielseitig der Erfinder der Comic-Vorläufer wirklich war, hat man erst in den letzten zwei Jahrzehnten entdeckt. Allzu lange hatte das populäre Bildergeschichten-Werk den Blick auf andere Schaffensbereiche Buschs, auf seine Zeichnungen, Bilder und Schriften, verstellt.

Das hochinteressante, in seiner Lockerheit geradezu moderne malerische Werk hat Busch selbst immer im Verborgenen gehalten - von seinen Ölbildern sprach er wohl zum Selbstschutz geringschätzig als "kleinen Schosen". Künstler wie Paul Klee und August Macke hatten bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts den experimentellen Charakter der Busch'schen Zeichnungen und Malereien betont - es dauerte beinahe ein Jahrhundert, bis dies auch von der Forschung und vom Ausstellungsbetrieb erkannt wurde. Mit den phantastischen Prosaerzählungen Eduards Traum (1891) und Der Schmetterling (1895) betrat Busch auch auf literarischem Gebiet Neuland.

Bereits 1998 hat man sich in Krems der Vielfachbegabung Busch angenommen und in einer Ausstellung seine Bildergeschichten den autonomen Zeichnungen und Bildern gegenübergestellt. Jetzt hat man ihn erneut ins Zentrum einer Schau gerückt. Anlässlich seines fünfjährigen Bestehens zeigt das Karikaturmuseum einige Bildergeschichten und Bilderbögen des facettenreichen Zeichner-Dichters.

Herzstück der kleinen Ausstellung sind die Originalblätter von Max und Moritz sowie die Originalzeichnungen der Bilderposse Der Eispeter (1863). Von dieser Serie gibt es auch die Druckstöcke zu sehen, wodurch man Einblick in die Verbreitungstechniken des 19. Jahrhunderts bekommt. Wilhelm Buschs Leben und Werk am Übergang zur Moderne spiegeln einen ständigen Kampf mit den Beschränktheiten und zugleich den Neuerungen der drucktechnischen Möglichkeiten. Seine ungeheure Popularität verdankt er den neuen Druckverfahren der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der billigeren Papierherstellung; erst durch Schnellpressen konnten die Bildergeschichten billig und massenweise gedruckt werden und somit eine große Anzahl an Lesern erreichen.

Sehenswert ist auch die Präsentation der Bildergeschichten, die Busch zwischen 1859 und 1871 in Form von "Münchner Bilderbögen" veröffentlichte. Sie bringen dem Besucher die Anfänge seiner Arbeit an den Text-Bild-Verbindungen nahe: Nachdem er sich einige Jahre erfolglos als bildender Künstler versucht hatte, begann er 1858 als Textautor für die Fliegenden Blätter zu veröffentlichen. Zunächst schreibt Wilhelm Busch satirisch-pessimistische Gedichte, schafft reine Zeichnungsfolgen - bis er langsam beginnt, das Genre der Bildergeschichte zu entwickeln, in der die dynamisch-skizzenartigen Zeichnungen mit den kritisch-humorvollen Verszeilen eine untrennbare Einheit eingehen. Erstmals legte Busch diese Gattung 1861 fest, als er mit dem Rabennest eine Bildergeschichte mit gereimten Zweizeilern zu jedem Motiv publizierte; mit Max und Moritz erhob er diese Innovation vier Jahre später zur Buchform.

... als Comic-Vorläufer

Wilhelm Buschs Comic-Vorläufer faszinieren, weil sie gelesen und gesehen werden wollen. Erst durch die Verbindung aus Bildmotiv und Sprachwitz ergibt sich die Pointe. Busch selbst ist immer vom Bild ausgegangen, das er zuerst gezeichnet hat, um anschließend geeignete Verse dazu zu erfinden. Es sind aber auch die ernsthaften Inhalte und Themen, verpackt in den Mantel des Humors, die seine Serien bis heute so betrachtenswert machen: die Zerstörung einer biedermeierlichen Alltagsidylle, das humorvolle Aufzeigen menschlicher Schwächen und Makel und die Desavouierung gesellschaftlicher Scheinmoral. Wilhelm Busch selbst blieb dabei sympathisch bescheiden, wie er in der für ihn unverkennbaren Sprache humorvoll formulierte: "Ich bin daher, statt des Gewinsels, mehr für die stille Welt des Pinsels."

MAX UND MORITZ

Bildergeschichten von Wilhelm Busch Karikaturmuseum Krems

Steiner Landstraße 3a

3500 Krems-Stein

www.karikaturmuseum.at

Noch bis 24. 9. täglich 10-18 Uhr

Sonderausgabe zur Ausstellung: Max und Moritz - Eine Bubengeschichte in sieben Streichen, e 10,20

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