Als die Schutzfrist für die Werke von Wilhelm Busch abgelaufen war, fand im deutschen Buchhandel ein Elementarereignis statt: Man hatte sich daran gewöhnt, in Wilhelm Busch das zu sehen, was die Fachwelt „steady seller“ nennt, Bücher, die man auf Lager halten muß, weil sie immer wieder, wenn auch nicht stürmisch verlangt werden. — Dann aber brachten mehrere Verleger etliche Neuausgalben, die Busch-Nachfrage setzte stürmisch ein, die steady seller waren über Nacht Bestseller geworden, die Sättigung war allso nur scheinbar erreicht gewesen — und das lehrt uniter anderem den Vorrang des freien Wettbewerbs gegenüber der Monopolisierung (und sollte die Urheberrechts-Experten nachdenklich stimmen).
Nach diesem Busch-Boom der sechziger Jahre trat die Wirkungsgeschichte von Max und Moritz und Konsorten an den siebziger Jahren in ein neues Stadium: das Diogenes-Taschenbuch als Diogenes-Taschen-Busch. — Seit kurzem gibt es sieben Bändchen mit Busch-Texten- und Bildern, ansprechend und preiswert, mit dem Segen der Hohen Wilhelm-Busch-Gesellschaft zu Hannover; und man wird angeregt, sich aus gegebenem Anlaß das Problem Wil Experten der Pädagogik. Auch heute noch würde er, anonym einigereicht, von einer Jugendschriftenkommis-sion nicht approbiert werden, Grund: er vergiftet die Jugend. Ich weiß mich frei von sadistischen Neigungen; und sofern ich sie doch haben sollte, dann gewiß nicht durch Wilhelm Busch, eher durch das Verhalten von Lehrpersonen, welche Wilhelm Busch auf ihren Index setzten ...
Ich bin ihm dann wiederbegegnet, mein reiferes Urteilsvermögen hat den naiven Eindruck aus der Kinderzeit bestätigt, ich habe ihn auch als Lyriker und als Verfertiger guter deutscher Prosa würdigen .gelernt, ich habe mir das ausgezeichnete Buch „Wilhelm Busch als Zeichner und Maler“ von Fritz Novotny (Sammlung Schroll) mit Gewinn zu eigen gemacht...
