Devotionalien des Musenkultes

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Das Österreichische Theatermuseum wurde zum richtigen Museum: Schausammlung eröffnet.

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Das Österreichische Theatermuseum wurde zum richtigen Museum: Schausammlung eröffnet.

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Als burleske Figuren im Stile Pieter Breughels oder als bizarre Wesen a la Hieronymus Bosch - derart kostümiert tummelten sich die Besucher auf den höfischen Maskenfesten im Wien des Hochbarock. Allein das Kaiserpaar war von diesem Usus der barocken Festkultur ausgenommen. Entwürfe für solche Kostüme aus der Feder von Lodovico Ottavio Burnacini (1636 bis 1707), Architekt, Szenengestalter und bestimmende Persönlichkeit der Leopoldinischen Oper, sind im Österreichischen Theatermuseum im Wiener Palais Lobkowitz zu bewundern. Hatte das Theatermuseum Teile seines reichen Sammlungsbestandes bisher immer nur im Rahmen von Themenausstellungen präsentiert, so ermöglicht es von nun an einen dauerhaften Einblick in seine Sammlungen im Sinne eines Museums.

Die Eröffnung der Schausammlung ist der letzte Schritt eines langen Weges: 1991 ging das Museum aus der 1923 gegründeten Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek hervor. Die wiederum setzte sich zusammen aus verschiedenen Nachlässen und Sammlungen, darunter die zu ihrer Zeit größte private Theatraliensammlung von Hofschauspieler und Burgtheaterdirektor Hugo Thimig (1854 bis 1944).

Die Schausammlung des Theatermuseums präsentiert alle nur denkbaren Relikte, die rund um eine Theateraufführung entstehen, die von dieser schon im Augenblick ihres Entstehens der Vergänglichkeit geweihten Kunst berichten - "Strandgut", wie die Ausstellungsgestalter Herbert Kapplmüller und Sebastian Stiebert poetisch formulieren: vom ersten Entwurf bis hin zur Theatergrafik und der Theaterfotografie, die im 20. Jahrhundert die Aufgabe der Dokumentation übernahm.

Kostüme von Leo Slezak, Fanny Elßler oder Hedwig Bleibtreu gehören zur Kostümsammlung, deren ältestes Stück aus dem 18. Jahrhundert stammt: ein Festtagskleid von Goethes Mutter. Über das Burgtheater gelangte ein Frack des unglücklichen Kaisers Maximilian von Mexiko in die Bestände des Theatermuseums. Auch andere Kuriositäten, sogenannte Quisquilien, zeigt das Theatermuseum: private Andenken an berühmte Künstler, Nippes-Figuren der vergötterten Idole und andere Ergebnisse von Künstlerverehrung und vermarktung.

Kunst hat Tradition im Palais Lobkowitz, dem ersten bedeutenden barocken Stadtpalast, der nach der Zweiten Türkenbelagerung 1683 an der Stelle des Schweinemarktes erbaut wurde. Hier - direkt gegenüber der Furche-Redaktion- war Ludwig van Beethoven oft zu Gast und musizierte. Da der große Komponist dem Fürsten Lobkowitz seine Dritte Symphonie widmete, erhielt der Festsaal des Hauses den Namen "Eroica-Saal". Bis heute finden dort Konzerte statt.

Dienstag bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr. Mittwoch: 10 bis 20 Uhr. Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien

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