Die Heilslehre von den Bioprodukten

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Bücher und Onlineforen, die bezweifeln, dass "wir“(!) das "Richtige“(!) essen, erscheinen in nie dagewesener Fülle. Kritische Schriften und allerlei Aufdeckerei zur Nahrungsherstellung und zu deren Vertrieb boomen. Die Schlagzeilen erzählen dabei von Manipulationen, Tricks der Nahrungsmittelindustrie, Skandalen, Schweinereien etc. Offenbar wird "uns“(!) von bösartigen, geldgierigen, ausländischen(!) Konzernen und deren Managern Nahrung verkauft, die nicht nur von schlechter Qualität ist, sondern auch die Gesundheit schädigt. Als Leser all dieser Unheilsbotschaften wartet man nur noch auf den Vorschlag, das Bäckerschupfen als Managerschupfen (im Genfersee) wieder einzuführen. Wut entsteht im Supermarkt. Den Hunger begleitet die Verunsicherung.

Doch welche Sorgen werden uns beim Essen eigentlich zubereitet? Oft und gerne schreiben Aufdecker und Detektive von "künstlicher Nahrung“(???) oder "designtem Geschmack“(???). Food Design, so der Tenor, zerstöre jenen "richtigen“ Weg, den einst Oma beschritt.

Unsere Nahrung - und die anderen

Die Entwicklung der Nahrung hin zum artifiziellen(???) Produkt wird als Untergang gedeutet. Die Heilslehre wird allerdings gleich mitgeliefert: Der Kauf und Verzehr von "Bio“ macht "mich“(!) gesund und froh. Echte Sorgen dürfte die Qualität des Essens in Mitteleuropa allerdings nicht mehr bereiten. Zur Zeit ist sie nicht schlecht. Gedanken machen sollten sich Politik und Gesellschaft über die Auswirkungen von Monokulturen oder des Einsatzes von Pestiziden auf die Biodiversität etc. "Bio“ tät’ schon Sinn machen. Richtigen Zorn müssten kritische Konsumenten aber in Hinblick auf die Arbeitsbedingungen all jener Menschen entwickeln, die in sklavenähnlichen Verhältnissen lebend Teile "unserer“(!) Nahrung produzieren. Das wird bloß nicht so publikumswirksam aufgedeckt.

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