Die Klassiker Bernhard und Strawinsky

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Thomas Bernhards "Die Berühmten" am Salzburger Landestheater und ein Ballettabend im Festspielhaus.

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Thomas Bernhards "Die Berühmten" am Salzburger Landestheater und ein Ballettabend im Festspielhaus.

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Persönlichkeiten prägten die beiden Abende: Das Tanztheater im Kleinen Festspielhaus und das Schauspiel im Landestheater Salzburg. Waren es hier die geradezu lemurenhaften Gestalten, die Thomas Bernhard in seinem Auftragsstück "Die Berühmten" auftreten läßt, so waren es beim Tanz Maria Gruber als Medea und Muriel Estanco in der Hauptfigur von "Le sacre du printemps", gleichzeitig ihr Abschied von Salzburg. Ballettchef Peter Breuer hat mit seinem großen Tanzabend mitten im Februar, wenn man das um diese Zeit noch sagen kann, die Eröffnung der Spielzeit nachgeholt. Hier gibt es nichts auszusetzen. Für seine Version der "Medea", angelehnt an Hans Henny Jahn, wählte Breuer ausschließlich Musik von Samuel Barber und erzählt so die Tragödie der bis ins Extrem getäuschten, gekränkten und gefährlichen Frau. Maria Gruber flocht die Szenen zu einem dramatisch dichten Teppich, wobei sie alle Möglichkeiten wahrnahm, ihr Können zwischen klassischem Ballett und Ausdruckstanz zu Barbers neoromantischen Piecen auszutanzen.

"Le sacre du printemps" zeigt, wie im Grunde Medea auch, das Opfer, das zur Stimulierung der Natur von einer jungen Frau zu bringen ist. Für Muriel Estanco, eben nach Paris engagiert, der letzte große Auftritt in Salzburg. Zwischen den rhythmisch stoßenden und gestoßenen Leibern tanzte sie vom Leben in den Tod. Von der Choreographie her nicht ganz so packend gelöst wie die Medea. Aber damit ein Zeichen, daß Strawinskys Musik bereits so klassisch ist wie die Gestalten bei Bernhard.

Die Lemuren "Die Berühmten" waren 1976 noch berühmt, sie lebten noch in der Erinnerung, aber in einem Vierteljahrhundert verblassen auch Namen wie Richard Mayr, Richard Tauber, Lotte Lehmann, Alexander Moissi. Helene Thimig, Max Reinhardt, Arturo Toscanini, Elly Ney, Samuel Fischer. Berühmtsein sieht heute anders aus. Dennoch bleibt die Salzburger Festspielsatire eine unterhaltsame Satire aber ganz sicher nicht eines von Bernhards besseren Stücken.

Die Regisseuse Katharina Rupp bemühte sich um die Inszenierung, wobei es ihr gelang, Peter Pickl als den Bassisten mit seiner sich ständig wiederholenden Suada dennoch als die beherrschende, nicht unsympathische Figur dastehen zu lassen. Wiewohl man meinte, den Bernhardschen Ton eher aus dem Mund des Verlegers, dargestellt von Wolfgang Kraßnitzer, zu hören. Der tosende, langanhaltende Applaus vom Tanzabend sei nicht mit dem Bernhard-Abend verglichen.

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