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"Was der neue Ballettchef Reginaldo Oliveira an seinen 16 Tänzerinnen und Tänzern besonders schätzt:'Sie sind flexibel, offen für neue Möglichkeiten und können alles.'"

Bei der jüngsten Internationalen Ballett-Gala stand der Neue neben dem Alten. Der Intendant des Landestheaters Salzburg, Carl Philip von Maldeghem, hatte von einem "Generationenwechsel auf sanfte Art und Weise" gesprochen: Peter Breuer, der 1992 als Ballettdirektor unter Lutz Hochstraate am Landestheater eine Tradition großer Erzählballette mit zahlreichen Uraufführungen begründet hatte, bleibt dem Haus nach 25 Jahren als Prinzipal und Künstlerischer Leiter erhalten; der Neue, der junge Brasilianer Reginaldo Oliveira, ist Leitender Choreograph des Hauses am Makartplatz.

Der Neue stellt sich am 9. Mai 2018 im neuen, für das Publikum zugänglichen Probenzentrum in Salzburg-Aigen mit "Balacobaco" vor, einem seiner brasilianischen Heimat geschuldeten abendfüllenden Ballett: "Meine Inspiration kommt von der Musik und dem brasilianischen Leben", kommentiert Oliveira vor der Premiere. Zu sehen waren aus seiner Hand bereits "Medea -Der Fall M." und "Oedipus Rex" im Rahmen der "Dionysien" und im Rahmen der Ballett-Gala als Entree eine Piece aus Verdis "Othello", den er in der Spielzeit 2018/19 als neues Handlungsballett präsentieren wird.

Es wird spannend. Das zeigt auch das FUR-CHE-Gespräch mit Peter Breuer und Reginaldo Oliveira. Welche Kriterien sind Oliveira - seit 2017/18 in Salzburg - in der Compagnie wichtig? Denn Salzburg ist - wenn auch nicht gern zur Kenntnis genommen -eine Hochburg des Balletts und international hoch angesehen. Oliveira nennt zuallererst: die Tänzer verstehen; was passt für jeden Einzelnen. Und in der Arbeit eine Dreiheit: Disziplin bei aller Freiheit, professionell gute Arbeit und schließlich, oder doch zuerst: Liebe zum Beruf. Und sicher auch "Respekt für die Individualität, auch Respekt für die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen".

Schön, wie das Publikum "mit uns spricht"

Die nächste große Aufgabe wird also im Herbst 2018 der "Othello" sein und, was Oliveira offenkundig große Freude bereitet, die Zusammenarbeit mit Rolando Villazon in der Mozart-Woche der Internationalen Stiftung Mozarteum 2019 für "Mozart Moves". Diese Arbeit ist freilich nur einmal zu sehen. Was der neue Ballettchef an seinen 16 Tänzerinnen und Tänzern besonders schätzt: "Sie sind flexibel, offen für neue Möglichkeiten und können alles. Es ist wichtig, dass wir alles machen, Klassik, Moderne, zeitgenössisches Tanztheater." Und es sei schön zu sehen, wie das Publikum reagiert, "mit uns spricht".

Das Erzählen vor allem hat Peter Breuer in den vergangenen 25 Jahren gepflegt. Zuletzt hat er in dieser Spielzeit mit seiner Choreographie zu Sergej Prokofjews "Cinderella" 9500 Besucher ins Haus für Mozart gelockt. Dieser Peter Breuer, selbst internationaler Tanzstar, der mit elf Jahren angefangen hat zu tanzen, mit 15 den ersten Vertrag an der Münchener Staatsoper erhielt und mit 16/17 als Solist in Düsseldorf arbeitete, ab 22 mit vier festen Gastverträgen (eine Premiere, 20 Vorstellungen) in München, Düsseldorf, London und Berlin verpflichtet war -dieser Peter Breuer, geschätzter Partner der großen Choreographin und Tänzerin Pina Pausch, hat in seinen bisher 25 Salzburger Jahren unter drei Intendanten das Publikum mit 50 für die Festspielstadt choreographierten abendfüllenden Balletten erfreut und dabei nicht nur Erziehungsarbeit in seiner Compagnie, sondern auch am Publikum geleistet -das ihm gern folgte. Als er 1971 bei den Salzburger Festspielen den Orfeo tanzte, ahnte er freilich nicht, dass er hierher als Chef einer Truppe zurückkehren würde.

Als Prinzipal bereitet Breuer, der bis in die späten 1980er-Jahre zu den führenden Tänzern der internationalen Ballettszene gehörte, für 2019 mit "Moonwalk" die Rockoper als getanztes Porträt des Grenzgängers Michael Jackson vor. Sie wird an seine großen Salzburger Arbeiten von Peer Gynt bis Marylin, Le Sacre du Printemps und Medea, von Carmen bis Gesualdo oder Mythos Coco, gar nicht zu reden von "The Wall" oder "Angels" anschließen. Damit waren zahllose Gastspiele und Tourneen verbunden. Dafür erhielt er zuletzt 2015 den Deutschen Tanzpreis und auch noch den "Professor", der er zeitlebens war und ist, ein präziser Arbeiter und Probenfanatiker. "Ich habe es nie bereut, mir war nie fad und ich habe nie das Feuer für den Tanz verloren und meine Energie bis heute erhalten." Aber: "Es ging mir immer alles viel zu langsam."

Fest der Ballettkunst

Bei der jüngsten Internationalen Ballett-Gala, deren Erlös der Salzburger Aids-Hilfe gewidmet war, tanzte Pedro Pires ein Stück in g-Moll von Albinoni für Orgel und Streichorchester. Es war dem an Aids verstorbenen Choreographen Erich Walter gewidmet, der dieses Stück für Breuer choreographiert, der es auf einer Tournee durch Australien vier Wochen lang getanzt hat. Zu diesem Fest der Ballettkunst, zu dem Breuer und Oliveira gemeinsam eingeladen hatten, gab es auch eine Uraufführung "From behind Shadows"(Musik: Ólafur Arnalds), von Kammertänzer Flavio Salamanka choreographiert und zusammen mit Anna Yanchuk getanzt. Auch das deutet auf die Handschrift des "Neuen" hin.

Balacobaco Salzburger Landestheater -9., 13., 15., 17. Mai

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