Qualität und Körperkontrolle

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Ein Gespräch mit Jörg Mannes, dem neuen Ballettdirektor und Chefchoreographen des Linzer Landestheaters, über den klassischen Tanz, seine Weiterentwicklung und den Neuanfang in Linz.

Jörg Mannes, 1969 in Wien geboren und Absolvent der Ballettschule an der Wiener Staatsoper, ist seit dieser Spielzeit Ballettdirektor und Chefchoreograph am Linzer Landestheater, eine Position, die er zuletzt auch am Stadttheater Bremerhaven innehatte. Seine Engagements führten ihn von der Staatsoper (1985-91) an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, wo er bis 1998 als Solist tätig war. Aus diversen Choreografie-Wettbewerben ging er als Finalist und Preisträger hervor und bildete sich in namhaften internationalen Sommerkursen sowie als Rudolf-Nurejew-Stipendiat an der Opéra de Paris weiter. 1998- 2000 arbeitete er u.a. als freier Choreograf an verschiedenen deutschen Opernhäusern, in Montreal und Moskau.

Die Furche: In Linz erwartete Sie die schwierige Aufgabe, das Ballett-Publikum, das sich in den letzten Jahren verlaufen hatte, zurückzugewinnen. Was hat Sie bewogen, zu kommen?

Jörg Mannes: Ein Angebot von Intendant Klügl, das insofern sehr attraktiv war, weil wir hier in der Stunde null anfangen, unsere Compagnie aufbauen und in medias res gehen konnten, was immer eine schöne Situation für alle Beteiligten ist.

Die Furche: Haben Sie von Bremerhaven Tänzerinnen und Tänzer nach Linz mitgenommen?

Mannes: Ja. Ich habe sieben mitgebracht und sieben neu engagiert. Insgesamt acht Damen und sechs Herren, und sie sind eigentlich jetzt schon sehr gut zusammengewachsen.

Die Furche: Das kommt schon in Ihrer Einstiegsproduktion, der Uraufführung der abstrakt choreografierten "Mo(vi)menti", recht gut zum Ausdruck. Von Vorteil war wohl auch die vom Brucknerorchester unter Jochem Hochstenbach live gespielte Musik von Mozart, Britten und Prokofjew.

Mannes: Absolut. Aber man achtet natürlich schon bei den Auditions, ob die Leute miteinander können oder nicht. Glücklicherweise hatten wir neun Wochen Zeit zu proben.

Die Furche: Auch Ihre zweite Produktion wurde bejubelt: das Handlungsballett "Gefährliche Liebschaften" nach Motiven des Briefromans von Choderlos de Laclos mit zugespielter klassischer Musik und viel Spitzentanz. Bedeutet das, dass Sie sich der "Klassik" im Tanz mit neuen, modernen Elementen verpflichtet fühlen?

Mannes: Ja. Nur worum es mir geht - wenn man es als Architekt sehen würde -, nicht alles wegzureißen und neu zu bauen, sondern auf den Fundamenten weiterzubauen und daraus etwas Interessantes zu machen. Die klassische Technik ist ja auch eine sehr effiziente Art, sich zu bewegen, die man fast nicht übertreffen kann. Wenn man wirkliche Qualität und Körperkontrolle will, kommt man im Endeffekt nicht darum herum. Es ist eine Art Evolution, die weitergeht, eine Logik des klassischen Tanzes.

Die Furche: Im April 2005 steht die 4. Symphonie von Gustav Mahler auf dem Programm ...

Mannes: Da wird es keine Spitze geben. Da gehen wir in eine andere Richtung. Diese erste Spielzeit ist wirklich ein Test. Zuerst war die Musik und der Tanz, dann der Inhalt und die Musik. Wir wollen wissen, wie es läuft, bei uns, beim Publikum.

Die Furche: Sind Sie bereit, Ihre Compagnie außer in Musicals auch in einer Operette tanzen zu lassen?

Mannes: Bereit, natürlich. (Lachend:) Ganz klar. Steht ja auch in unserem Vertrag.

Die Furche: Man wird Sie beim Wort nehmen! Ein Wunsch ans Publikum?

Mannes: Kommen und sich's ansehen.

Das Gespräch führte Margret Czerni.

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