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Bilanz und Impulse

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Die so erfolgreichen Ballettwochen in der Wiener Staatsoper müssen in größerem Zusammenhang beurteilt werden. Denn in der Stadt der Opernfans und des Philharmonischen Publikums hat es das Ballett nie leicht gehabt, sich durchzusetzen. Zwar hat es an Anregungen nicht gefehlt: es gab Ballettfestwochen im Theater an der Wien, berühmte Gasttänzer und Choreographen kamen und es gab einen Ballettdirektor von internationalem Rang (Aurel von Milloss), der dem Repertoire ein neues, modernes Gesicht gab. Aber die Truppe blieb unterbeschäftigt und hatte, etwa in den Jahren 1971 bis 1976, nicht mehr als etwa 30 Abende pro Jahr. Das ist entschieden zu wenig. Denn beim Ballett ist die Quantität der Auftritte unmittelbar für ihre Qualität entscheidend: „Nur ein vollbeschäftigtes Ballett ist ein gutes Ballett.“ Daher ist die FURCHE seit mindestens 20 Jahren für das „Mauerblümchen Ballett“ eingetreten und forderte, nach dem Vorbild der Pariser Oper, den wöchentlichen ,jour fixe“. Dazu ist es nie gekommen.

Nun hat sich aber der neue künstlerische Leiter, Dr. Gerhard Brunner, etwa 70 Abende jährlich erkämpft und seit Herbst 1976 rund 30 neue oder erneuerte Choreographien erarbeitet. Von diesen wurden in den zwei Wochen,

die das Staatsopernballett Abend für Abend auf der Bühne war, insgesamt 15 vorgeführt, darunter vier abendfüllende. Und zwar erschienen die kürzeren Ballette, gleichsam kaleidoskopisch wechselnd, in immer neuen Anordnungen, wobei die Wienerische Note weder zu überhören noch zu übersehen war. Denn es wurde - zum Teil speziell für das Staatsopernballett geschaffene - Choreographien nach Musik von Gluck, Beethoven, Schubert, Brahms und Mahler vorgeführt.

Und man kam fast ganz ohne Gäste aus. Nennen wir Nurejew als ersten, der sich aber dem Wiener Ensemble so sehr integrierte, daß man ihn als einen der unsri-gen empfand, auch was die Häufigkeit seiner Auftritte betrifft. Neben ihm war die Primaballerina Birgit Keil aus Stuttgart die prominenteste, gefolgt von Judith Jamison und Kevin Haigen. Auch an das uraufgeführte Ballett „Ulysses“ von Haubenstock-Ramati sei erinnert, vor allem aber an die Choreographen Balan-chine und Bijart, Neumeier, van Manen, van Dantzig und Walter, von denen wichtige Impulse ausgingen.

Aber wie wird es nach diesem Fest und der angekündigten Demission von Gerhard Brunner weitergehen? Es darf keine Durststrecken mehr geben'.

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