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Optimismus erlaubt!

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Wenn nicht alle Zeichen trügen, so hat die Wiener Staatsoper einen geregelten, guten und in die Zukunft führenden Weg vor sich. Der Spielplan ist mit fast sämtlichen Details bis Ende Juni 1977 fixiert. Was an Novitäten angekündigt wird, scheint uns interessant und wird hoffentlich auch die entsprechende Realisierung finden.

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Wenn nicht alle Zeichen trügen, so hat die Wiener Staatsoper einen geregelten, guten und in die Zukunft führenden Weg vor sich. Der Spielplan ist mit fast sämtlichen Details bis Ende Juni 1977 fixiert. Was an Novitäten angekündigt wird, scheint uns interessant und wird hoffentlich auch die entsprechende Realisierung finden.

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Nach einer von Alfred Wop-mann inszenierten und von Heinrich Hallreiser dirigierten .Arabella“ am 12. September folgt, fünf Wochen später, die Präsentation eines bei uns unbekannten Werkes von Berlioz, „Die Trojaner“, inszeniert von Tom O'Hor-gan mit Bühnenibildern von Robin Wagner, Kostümen von Randy Barcello und von Wesley Fata, einem Martlha-Graham-Schüler, choreagraphiert. — Die von Filip-po Sanjust ausgestattete und von Karl Böhm dirigierte .Ariadne“ — längst auf dem Spielplan fällig, wird in die Richard-Strauss-Festtaige integriert, die in der zweiten JännerhäWte 1977 statt-

finden werden. Den Clou, zumindest was das Interesse der internationalen Fachkritik betrifft, wird dann wohl die Uraufführung der neuen Oper Gottfried von Einems bilden, die er nach Schillers „Kabale und Liebe“ schrieb. In der zweiten Spielzeithälfte folgen dann noch die Neuinszenierungen von Beilinis „Nor-ma“ (Pagioni-Frigerio-Muti) und ein von Jean Pierre Ponelie neugestalteter „Figaro“, den Herbert von Kanajan dirigieren soll.

Doch gleichzeitig wird auch das Staatsopernibaldett aktiv. Der erste Premiereniafoend findet am 23. November statt und bringt neben den „Etüden“ (aus dem Re-

pertoire) „The Still Point“ nach Debussys Streichquartett und „Souvenirs“ auf Musik von Samuel Barber. Beide neue Ballette werden von Tod Bellender choreagraphiert. Internationales Interesse — und natürlich auch das des Wiener Balettpublikuims — dürfte dann, am 11. Februar, „Josephs Legende“ von Strauss, gekoppelt mit Schönbergs symphonischer Dichtung „Pelleas und Melisande“ finden, das erste choreagraphiert vom Hamburger Ballettchef John Neumeier und von Ernst Fuchs ausgestattet, das zweite von Erich Walter und Heinrich Wendel betreut. Apropos Ballett: Zum Erfreulichsten des neuen Spielplans gehört für uns, die wir (auch in Leitartikelform) seit rund 20 Jahren für das Tanztheater eingetreten sind, die geradezu demonstrative Begünstigung des Mauerblümchens „Ballett“. Nicht weniger als 60 Abende soll es in der neuen Saison erhalten, davon 40 im Großen Haus am Ring, 14 oder 15 in der Volksoper und 5 im Rahmen der Festwochen, einige im Theater an der Wien, wobei ebenfalls mehrere interessante Novitäten gezeigt wenden, u. a. Balan-

chines Choreographie der Liebeslieder-Walzer von Brahms. Während sein Vorgänger, der von uns hochgeschätzte Aurel von Milloss, um jeden Abend kämpfen mußte, fand der neue Ballettdirektor Gerhard Brunner bei Prof. Seefehlner volles Verständnis und kann seiner Unterstützung sicher sein. Jetzt wird sich zeigen, ob Wien auch ein Baliettpublikum hat. Auch für ein breiteres Angebot.

Von besonderer Wichtigkeit aber ist, vor allem für die Zukunft das Ensembles, die Gründung eines Opemstudios. Hier werden, unter der Leitung bewährter und erfahrener Kammersänger wie Hilde Güden, Hüde Konetzny und Otto Wiener, musikalisch von Arnold Hart! und szenisch geführt von Helge Thomas, neun junge Sänger systematisch ausgebildet, und zwar auf der Basis eines zunächst einjährigen Stipendiums bzw. Engagements. Klassenziel ist „Don Pasquale“ von Donizetti und „Das Telephon“ von Menotti. Mit diesen beiden Werken will man — endlich — ein längst gegebenes Versprechen einlösen und in die Bundesländer gehen, wo innerhalb

eines Monats etwa 10 Aufführungen veranstaltet werden.

Noch eine andere Wiedergutmachung sali folgen, und zwar an einem Mann, der von der abgetretenen Direktion sträflich vernachlässigt wurde: Dr. Marcel Prawy wird im Oktober, November und Dezember im Großen Haus, in Matineen, Einführungen in „Die Trojaner“, „Ariadne“ und „Kabale und Liebe“, jeweils einige Tage vor der Premiere, geben. Für ihn wird sich künftig -sicher auch noch andere Arbeit in der Oper finden, für die er so viel getan hat.

Aber der neue Direktor hat auch noch einige „heimliche“ Wünsche: Er möchte gerne „La Gioconda“ von Ponchielli und .Attila“ von Verdi, die man nur in größeren Opernführern findet, fürs Wiener Repertoire gewinnen. Und er wünscht sich, nachdem mit den bereits erwähnten beiden kleinen Opern das „Klassenziel“ erreicht ist, eine Reifeprüfung seiner jungen Künstler in einer womöglich nur von ihnen gesungenen „Boheme“ — die ja bekanntlich fast lauter junge Leute als Akteure hat...

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