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Die Zeiten, in denen feministische Frauen in ihrer ersten rebellischen Phase den Männern neben anderen Zuvorkommenheiten auch das Türenöffnen und selbstverständlich das Händeküssen verweigerten, sind vorbei. Feminismus ist Mainstream. Frauen, die Top-Karrieren machen, versichern in ihren Antrittsstatements selbstbewusst, dass sie zwar emanzipiert, aber ganz bestimmt nicht feministisch seien. Beruhigend für das Firmen-Management, da die "neue Macht" der Frauen nun mit Mainstream-Normen und (patriarchalen) Übereinkünften konform läuft.

Und plötzlich verkündet der Generalsekretär der ÖVP, "ich knie vor Alice Schwarzer". Dieser Rückfall in höfische Gepflogenheiten scheint auf den ersten Blick eine galante Geste an die Ikone des deutschen Feminismus, aber, wie es Galanterien so an sich haben: sie haben einen doppelten Boden. Missethon benutzt sein Coming-out als Emanze zu einem Rundumschlag gegen die "müden und satten Feministinnen". Er spürt "nichts mehr vom Fieber". Und diesen Bewusstseinsschub haben die verschleierten Migrantinnen in Österreichs Straßenbild bewirkt. Sie sind die neuen politischen Lehrmeisterinnen. Die tatsächliche Herausforderung ist: wie wir, der Westen, und unsere muslimischen Mitbürger unser Zusammenleben gestalten. Das ist ganz klar eine der großen Aufgaben der Politik, der Zivilgesellschaft, und diese muss sich auf dem Boden der Menschenrechte bewegen. Im heurigen Schuljahr wird erstmals eine Mehrheit der 6-10jährigen nicht mehr Deutsch als Muttersprache haben. Quer durch Europa gehen Kinder in Ganztagsschulen, außer in Österreich und Deutschland. Kinder mit Migrationshintergrund - und nicht nur sie-brauchen verbindliche Betreuung. Das ist die große Herausforderung für die Politik, und da gibt es kein wenn und aber.

Die Autorin ist Gründerin und Vorsitzende des Netzwerks "Frauen ohne Grenzen".

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