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Großartig: Mit Tschechows "Onkel Wanja" verabschiedete sich Dietmar Pflegerl als Regisseur in seiner letzten Spielzeit in Klagenfurt.

Das Leben, so wie es ist. Voll Kummer, Arbeit, Langeweile, Schönheit und Sehnsucht. In Anton Tschechows Szenen eines Landlebens läuft es in aller Banalität ab, und Intendant Dietmar Pflegerl lässt diesem Fluss seinen langsamen Lauf mit allem, was er Kostbares erzählen will.

"Nächtelang mache ich vor Ärger und Wut kein Auge zu, dass ich meine Zeit so blödsinnig vergeudet habe", sagt Iwan Wojnizkij, der Onkel Wanja seiner wunderbaren Nichte Sonja. In der Enge eines Hofes werden die katastrophalen Beziehungen ausgebreitet, kommt das Herumirren zwischen seelischen Mauern ans Licht, ohne dass sich viel ändern wird - aber am Ende hat doch die Hoffnung noch die Hoffnungslosigkeit eingeholt.

In diesem Bühnenbild sind schon einmal Verletzungen einer Gesellschaft aufgebrochen: Es ist die wieder verwendete Ausstattung von Peter Turrinis Stück Bei Einbruch der Dunkelheit, das vor einem Jahr in Klagenfurt uraufgeführt wurde. Eine feine Parallele, ein optischer Anstoß eines vertrauten Klangs, symbolisch für die Intentionen dieser Intendanz.

Mit Onkel Wanja verabschiedet sich Dietmar Pflegerl als Regisseur in seiner letzten Spielzeit am Stadttheater Klagenfurt. Es ist eine Inszenierung, in der er sich alle Zeit nimmt, die den Personen des Stücks im Überfluss zur Verfügung steht und doch in ihren Händen zerrinnt. In kleinen Nebensächlichkeiten schafft sich das Leben sein Recht, der Witz und die harmlose Fröhlichkeit, die Begierde und die Entsagung, entgegen allen Lebenslügen, aller unerwiderten Liebe, allen Niederlagen.

Pflegerl hat für diese existenzielle Alltäglichkeit ein großartiges Ensemble ausgewählt: Gertrud Drassl, die zauberhafte, nahe am Boden schwebende Sonja, Josef Bilous, intellektueller und kraftvoller Arzt Astrow, Wolfram Berger, verzweiflungsvoll-ergebener Wanja. Dietrich Mattauschs pensionierter Professor und Marie-Therese Futterknecht als seine junge Frau Jelena bilden ein durch Nichtstun explosives Paar. Die ältere Generation des Landguts, präsent und hellwach: Heidelinde Weis, Peter Raab und die über 90-jährige Trude Heinzel.

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