Fantastische Fabelwesen

Werbung
Werbung
Werbung

Die Wiener Galerie bei der Albertina präsentiert die narrative Malerei von Alfred Klinkan (1950-94), dem ersten Otto Mauer-Preisträger.

In den späten 1970er Jahren zog ein Künstler in die Welt, der sich gegen den vorherrschenden Kunstzeitgeist ganz der narrativen Malerei verschrieben hatte. Aus Holland holte sich der Steirer Alfred Klinkan viele wichtige Anregungen für seine imposanten Bilder. In seiner zeitweiligen Wahlheimat Antwerpen setzte er sich mit einigen der niederländischen Meister wie Adriaen Brouwer, Hieronymus Bosch oder Pieter Bruegel auseinander und gab sich ganz der Farbenlehre van Goghs hin. Viele der großen Erzählungen in der Kunst von Klinkan stammen aus seiner Lektüre von Tierfabeln aus aller Herren Länder. Aber wie bei allen exzellenten Malern deuten diese Anmerkungen nur auf eine große Tradition hin, sie dienen nicht als Vorbild für irgendeine Nachmacherei, sondern als Vorgabe, an der weiterzuarbeiten ist. Und sei es nur, um sie zu überwinden.

So entsteht aus diesen Vorgaben bei Klinkan seine eigene Malerwelt, ausgestattet mit fantastischen Tieren und Fabelwesen. Die Betrachter werden dabei hin und her gerissen zwischen symbolischen Anspielungen und ikonografischen Rätseln, glaubt man einmal einen althergebrachten Inhalt entdeckt zu haben, wird er auch schon wieder von einer klinkanschen "Neuschöpfung" in den Hintergrund gedrängt. Immer wieder verband Klinkan in einem Bild die Darstellung aus bekannten Tieren wie Hund, Katze oder Esel mit Fabelwesen, die oft genug seiner eigenen Phantasie entsprangen. Dabei tauchen die Tiere bei Klinkan immer in Beziehung zum Menschen auf, entweder als Mischwesen aus Tier und Mensch oder in einem friedlichen Miteinander paradiesischen oder apokalyptischen Ursprungs.

Bloßes Fabulieren, so reizvoll dies auch sein mag, war aber nicht der tragende Grund der Kunst von Alfred Klinkan. Dazu sind die Geschichten, die seine Bilder erzählen, viel zu spannend. Und offensichtlich auch wohldurchdacht. Alles, was man mit einer negativen Aussage in Verbindung bringen könnte, wird in der farbenfrohen Darstellung sogleich wieder einer misslichen Grundstimmung entzogen. Gerade die Ambivalenz in den Bildern von Klinkan macht den besonderen Reiz aus und regt zum ständigen Weiterschauen an. Seine großartigen malerischen Erzählungen machen in ihrer überbordenden Figurenfülle deutlich, dass sich keine Geschichte zu Ende bringen lässt. Vielleicht zeigen gerade deswegen Beispiele aus den 90er Jahren, kurze Zeit vor seinem frühen Tod entstandene Arbeiten, die andere Seite, die reduzierte, die den uneinholbaren Ausgang der Erzählung durch Weglassen ins Bild setzt.

Eine besondere Note entfaltet in der Ausstellung die Serie mit gemalten Geldscheinen. Hier gibt es alles, von der Leichtigkeit des "Spielgeldes" bis zur Schwere des "Kreditüberbrückungsgeldes". Mit viel Understatement malt Klinkan auch seine Kunsttheorie: am Schein "Falschgeld" stellt er sich selbst mit Palette dar.

Alfred Klinkan, Die fabelhafte Welt

Galerie bei der Albertina Zetter

Lobkowitzplatz 1, 1010 Wien

Bis 17. 5. Mo-Fr 10-18, Sa 11-14 Uhr

Katalog: Die fabelhafte Welt des Alfred Klinkan. Wien 2008, 56 Seiten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung