Faust und Liliom, die Wahlverwandten

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Goethes „Faust“ am Landestheater Salzburg und Ferenc Molnárs „Liliom“ am Salzburger Schauspielhaus: Der künstlerische Leiter und Regisseur des Schauspielhauses, Robert Pienz, setzt auf Satire, der neue Intendant am Landestheater, Carl Philip von Maldeghem, hingegen auf musicalhaften Duktus.

Wie er sieht, dass Gretchen nicht zu retten ist, entfernt sich Faust mit seinem alter ego Mephisto. Wie er sieht, dass sich wieder alles gegen ihn richtet und verschwört, schlägt Liliom wieder zu: Faust und Liliom, die Wahlverwandten.

Beide Stücke, „Faust“ und „Liliom“, sind zur Zeit am Salzburger Landestheater bzw. am Schauspielhaus zu sehen. Keine der beiden Figuren vermag sich mit ihrer Situation abzufinden: Faust rennt in seiner Forschung nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, gegen seine Laborwände; Liliom, der Hutschenschleuderer, der mit der Liebe nicht anders umzugehen vermag als mit Aggression, auf der Suche nach einer besseren Zukunft, in einen Raubüberfall. Faust wie Liliom werden von einem stets verneinenden Geist geführt, Mephisto und Ficsur.

Während im Schauspielhaus der künstlerische Leiter und Regisseur, Robert Pienz, mehr auf Satire denn auf Tragik setzt, lässt der neue Intendant am Landestheater und Regisseur, Carl Philip von Maldeghem, die schulmeisterliche Emphase und den Tiefgang im „Faust“ weg und setzt geradezu auf musicalhaften Duktus. Mit Sascha Oskar Weis hat von Maldeghem den Mephisto einem quicken, modernen jungen Schauspieler anvertraut, der sich schnell als Publikumsliebling erweist und nicht nur im Stück, sondern auch auf der Bühne dem Faust von Christoph Wieschke das Leben schwer macht. Unentschieden zwischen Wort, Sinn und Tat, bleibt Wieschke immer der Zweite, weil er nicht recht weiß, was er soll.

Als Gretchen ein junges Talent

Sein Gretchen, Shantia Ullmann, eine selbstbewusste, ja resolute junge Frau, lässt vor allem in der Wahnsinnsszene erkennen, dass da ein Talent heranwächst. Wie sie „Ach neige, Du Schmerzensreiche“ abspult, dokumentiert die moderne Oberflächlichkeit.

Im Schauspielhaus hat der starke Liliom von Christoph Kail mit Katrin Daliot eine der Liebe bedingungslos hingegebene Julie zur Seite und mit Elke Hartmann eine eifersüchtige Chefin Muskat. Die Abrechnung der beiden mit Liliom fällt allerdings wenig berührend aus. Zuverlässig Bernadette Heideggers gütige Bissgurn und Fotografin Hollunder.

Im Landestheater zeigt Ausstatter Christian Floeren, was die Bühne kann, Johannes Pillinger zeichnet für die Musik verantwortlich, die dem Stück fast tänzerisches Flair verleiht.

Im „Liliom“ hat man mit Timo Senff als Ficsur einen glaubwürdigen Mephisto. Kleine Rollen wie die des Linzmann (Marcus Marotte) oder des Selbstmörders (Maximilian Pfnür) sind gut durchgezeichnet.

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