Um neue Palmölplantagen errichten zu können, vertreiben Konzerne Bauern und Idigene. Und das nicht nur in Honduras.
Der Konflikt im honduranischen Bajo Aguán (siehe links) ist nur ein Beispiel für die negativen Auswirkungen des Palmöl-Booms. Weltweit fallen Millionen Hektar an Regenwäldern den Plantagen zum Opfer, Menschen und Tiere werden vertrieben um neue Plantagen errichten zu können.
Der Verbrauch von Palmöl ist in den letzten Jahren in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie stark angestiegen: das Öl wird als Grundstoff für Margarine, Frittierfett, Schokolade oder Tiefkühlpizza, aber auch für Waschmittel und Kosmetikprodukte verwendet. Zunehmend kommt Palmöl auch bei der Herstellung von Biodiesel zum Einsatz: innerhalb der letzten 10 Jahre verdoppelte sich der Palmölverbrauch auf 30 Millionen Tonnen. Weltweit ist Palmöl das billigste und am meisten verwendete Pflanzenöl, 32 Prozent des globalen Bedarfs werden damit gedeckt.
In Honduras, wo Multimillionär Miguel Facussé die Fäden in der Palmölproduktion zieht, will die Industrie die Anbaufläche von derzeit rund 135.000 Hektar fast verdoppeln. Facusseés Firmengruppe Dinant produziert Palmöl sowohl für den Export als auch für eigene Lebensmittelfirmen, die mit ihren Produkten den honduranischen Markt dominieren. Das Unternehmen Dinant besitzt einige Tausend Hektar Palmölplantagen in Bajo Aguán und spielt bei den Menschenrechtsverletzungen eine große Rolle, da es private Sicherheitskräfte zur Einschüchterung der Bauern anheuert. Schon jetzt hat Honduras mit drei Prozent eine der weltweit höchsten Entwaldungsraten; das Land verliert jährlich 80.000 bis 120.000 Hektar Regenwald.
Auch in anderen lateinamerikanischen Ländern findet der Ausverkauf durch Palmöl statt: im fruchtbarsten Gebiet Guatemalas, dem "Valle de Polochic“, vertrieben Agrokonzerne indigene Gemeinden von ihrem Land, um die Produktion von Palmöl und Zucker auszubauen. In der ecuadorianischen Provinz Esmeraldas wurden 60.000 Hektar Ölpalmplantagen auf ehemaligen Regenwaldflächen aus dem Boden gestampft. Fast die Hälfte Amazoniens ist für den Anbau von Ölpalmen geeignet, womit Brasilien in den Augen der Industrie über die größten Landflächen für das Geschäft mit Palmöl verfügt. Und Land ist billig in Amazonien, billiger als in Südostasien.
Noch kommen 83 Prozent des global gehandelten Palmöls aus den südostasiatischen Ländern Indonesien und Malaysien. In Indonesien wurde die Anbaufläche für Ölpalmen in den letzten 30 Jahren kontinuierlich erhöht: von 0,6 Millionen Hektar im Jahr 1985 auf rund 7 Millionen Hektar im Jahr 2010. Anträge auf die Umwandlung weiterer 20 Millionen Hektar sind gestellt: diese Fläche entspricht in etwa der Fläche der noch unberührten Regenwälder Indonesiens oder fünfmal der Fläche der Schweiz. Mit der Entwicklung der Plantagenflächen sind hohe CO2-Emissionen verbunden: um eine Plantage errichten zu können, wird zuerst der Urwald abgeholzt und der Rest brandgerodet. Die kohlenstoffreichen Torfböden werden daraufhin entwässert, das darin gespeicherte CO2 entweicht in die Atmosphäre. Die Folge: Indonesien ist bereits für etwa acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und steht damit weltweit an dritter Stelle.
Die Folgen für Mensch und Umwelt
Und auch in Südostasien werden immer mehr Menschen wegen des Palmöls vertrieben: allein in Indonesien sind in dem Zusammenhang 5.000 Landkonflikte bekannt. Gemeinsam mit den ansässigen Völkern verschwinden die letzten Orang Utans auf Borneo, deren Lebensraum durch die Abholzung verloren geht. Hinter den Vertreibungen stehen Palmölproduzenten, wie das umstrittene Unternehmen Sinar Mas, das laut Greenpeace an Landkonflikten beteiligt ist und wertvolle Regenwälder in Orang-Utan-Gebieten rodet. Nach heftiger Kritik von Greenpeace kündigte der Lebensmittelkonzern Nestlé, der Palmöl vor allem in Schokoriegeln verarbeitet, seine Zusammenarbeit mit Sinar Mas. Auch die Firma Unilever steht in der Kritik: sie verbraucht 1,5 Millionen Tonnen Palmöl jährlich.
Der WWF hat 2004 den Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) ins Leben gerufen, dem Palmöl-Anbauer, Händler und Banken, aber auch Nichtregierungsorganisationen wie der WWF und Oxfam angehören. Ziel des Runden Tisches ist es, möglichst viele zur Einhaltung von Mindeststandards zu bewegen, allerdings auf freiwilliger Basis. Der RSPO gilt daher nicht als Öko-Label und gibt auch keine Garantie für nachhaltig erzeugtes Palmöl. Auf den meis-ten Produkten ist Palmöl übrigens nicht deklariert. Die EU hat zwar 2011 eine Kennzeichnungspflicht beschlossen, doch es gilt eine dreijährige Übergangsfrist. Bis dahin versteckt sich das umstrittene Öl unter allgemeinen Begriffen wie "pflanzliches Öl“ oder "pflanzliches Fett“.