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Die Firma Siemens und ihr Gründer

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Er war Erfinder und internationaler Unternehmer: Werner von Siemens, dessen Großleistung vor 150 Jahren in einer Berliner Werkstatt mit zehn Mitarbeitern begann. Stationen waren das Telegraphengeschäft, die Seekabelproduktion, später die Starkstromindustrie, dazu eine Vielzahl von Meßapparaten, Beleuchtungsanlagen, Haushaltgeräten und so fort. Daß er nicht nur als genialer Techniker neue Wege ging, sondern auch als Unternehmer, wird in einem neuen Buch mit Sachkenntnis dargestellt.

Siemens erkannte die Möglichkeiten staatlicher Telegraphennetze, in Deutschland und vor allem Bußland. International berühmt wurde er durch den Bau der 1867 kaum vorstellbaren indo-europäischen Telegraphenlinie. Von England aus machte er sich mit Seekabeln im Mittelmeer einen Namen. In Berlin, St. Petersburg und London kamen der Firmenchef und seine Brüder vor allem durch persönliche Beziehungen zu maßgebenden Begierungsvertretern ins große Geschäft. Österreich nahm bald einen wichtigen Platz ein. 1870 entstand eine Montagefertigung, bald auch eine eigene Produktion in Wien. 1882 wurde von Mödling in die Hinterbrühl eine der drei ersten elektrischen Straßenbahnen gebaut.

Gegen Ende seines Lebens (1892) zeigten sich Schwächen der Unternehmensstruktur. Die AEG (unter Emil Bathenau, dem Vater des deutschen Außenministers Walter Bathenau) hatte frühzeitig die Notwendigkeit einer breiten Eigenkapitalbasis durch Ausgabe von Aktien erkannt. Siemens unterschätzte offenbar die finanziellen Erfordernisse eines großen, international tätigen Familien-Unternehmens; nach seinem Tod wurde auch Siemens eine AG.

Auf sozialem Gebiet war er vorbildlich. Er beteiligte die leitenden Mitarbeiter am Gewinn, zahlte zu Weihnachten an die Betriebsangehörigen je nach Leistung und Geschäftsergebnis Prämien und lud jahrelang alle Meister und leitenden Mitarbeiter in sein Haus, um die Wünsche und Sorgen der Leute zu erfahren. Eine beitragsfreie Pensionskasse sicherte den Arbeitern nach 30j ähriger Firmenzugehörigkeit (vor über 120 Jahren!) eine Pension von zwei Dritteln des Aktivbezuges und unterstützte die Witwen und Waisen.

Das Buch ist in erster Linie eine Firmengeschichte bis 1914. Der Leser lernt die Technik der Zeit und das Haus Siemens kennen, der Mensch bleibt etwas blutleer.

III WERNER VON SIEMENS-ERFINDER UND INTERNATIONALER UNTERNEHMER. Von Wilfried Feldenkirchen.

Wm Verlag Piper, München 1996.

336 Seiten, geb., öS )2),- .

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